2.11.2005: Forschung international
Klimawandel: Eine Gefahr für Zugvögel und andere migrierende Tiere
Robert A. Robinson et al.
Britische Wissenschaftler haben festgestellt, dass Zugvögel und andere migrierende Tiere am stärksten von einer Klimaerwärmung betroffen sein werden. Damit sich die Arten an die sich rasch verändernden Umweltbedingungen anpassen können, müssen alternative Lebensräume geschützt oder geschaffen werden. Von besonderer Bedeutung ist eine grosse genetische Vielfalt innerhalb der einzelnen Arten. Dazu müssen möglichst viele Populationen einer Art erhalten bleiben.
(gk) Vor einem Jahr kam eine Studie zum Schluss, dass infolge der drohenden Klimaerwärmung Millionen von Tier- und Pflanzenarten aussterben könnten. Die Untersuchung machte klar, dass der Klimawandel zur wichtigsten Ursache für das Aussterben von Arten werden wird. Von den mehr als 1100 in die Studie einbezogenen Tier- und Pflanzenarten werden den Computermodellen zufolge je nach Grad der Erwärmung 18 bis 35 Prozent verschwinden.
Eine Untersuchung des British Trust of Ornithology hat nun gezeigt, dass vor allem Zugvögel und andere migrierende Tierarten vom Klimawandel betroffen sein werden. Diese Arten sind von einer Vielzahl verschiedener Lebensräume und Ressourcen abhängig, die oft über mehrere Länder oder Kontinente verteilt sind. Veränderungen der Umweltbedingungen in einem bestimmten Lebensraum oder das Verschwinden einer einzelnen Ressource kann für viele Arten das Aus bedeuten. So würde ein Anstieg des Meerespiegels um 50 Zentimeter ein Drittel aller Nistplätze der bedrohten Meeresschildkröten in der Karibik zum Verschwinden bringen. Ein gleichzeitiger Anstieg der Oberflächentemperaturen der Meere hätte Auswirkungen auf die Verteilung und die Dichte von Krill und damit auf die Fortpflanzungsrate vieler Walarten. Auf dem Festland wird die Klimaerwärmung mit grosser Wahrscheinlichkeit zu einer Ausdehnung der Sahara führen. Für viele europäische Zugvögel würde sich damit eine fast unüberwindbare Barriere auftun.
Die Natur hat sich zwar regelmässig an neue Klima- und Umweltbedingungen angepasst. Doch Wissenschaftler befürchten, dass die Änderungen in Zukunft in einem noch nie da gewesenen Tempo ablaufen werden. Damit wird eine Anpassung an neue Umweltbedingungen erschwert. Gleichzeitig sind die Bestände vieler Tierarten in einem schlechten Zustand und genetisch verarmt. Es ist deshalb wichtig, so die Wissenschaftler, dass nicht nur die Kohlendioxid-Emissionen gesenkt, sondern auch Tierpopulationen und Lebensräume geschützt werden. Dazu zählt auch die Schaffung so genannter biologischer Korridore, um die Optionen für migrierende Tierarten zu vergrössern.
Keywords:
Klimawandel, Zugvögel, genetische Vielfalt
Art der Publikation:
Bericht
Literatur:
Robinson R.A. et al. (2005). Climate Change and Migratory Species. Department for Environment, Food and Rural Affairs DEFRA; British Trust for Ornithology. 306 S.
http://www.bto.org
Vollständiger Bericht als pdf (2.8 MB)
Kontaktadresse:
Dr. Rob Robinson, British Trust for Ornithology, The Nunnery, Thetford, IP24 2PU, UK
rob.robinson@bto.org
Tel: +44 (0)1842 750 050
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