2.11.2005: Forschung CH
Was tut sich an der Rhone und der Thur?
Christian Roulier, Gaëlle Vadi
Die Erfolgskontrolle der Vegetation an der Rhone hat gezeigt, dass Auenarten neue, frei liegende Flächen nach Flussaufweitungen, Überschwemmungen oder Arbeiten in Flussnähe schnell besiedeln. Die bisherigen Untersuchungen zeigen aber auch, dass bei kleineren Aufweitungen die Zeit, die seit dem letzten Hochwasser vergangen ist, einen grösseren Einfluss auf die Vegetation hat als das Alter der Aufweitung. Die Aufweitungen sollten deshalb genügend breit und lang sein.
Die Auenvegetation an der Rhone weist heute mehrere Defizite auf: wenige und ähnlich strukturierte Auenwälder sowie ein enges Hochwasserbett (Überflutungsfläche bei grossen Hochwassern) aufgrund des eingedämmten Flusslaufs. Die Längsvernetzung (Beziehung zwischen den Auenzonen) und die Quervernetzung (Beziehung zwischen den Ufergesellschaften) ist schwach. Es ist deshalb zu begrüssen, dass die dritte Rhonekorrektion Aufweitungen des Flusslaufs vorsieht, um Überschwemmungsrisiken in der Ebene zu vermindern und gleichzeitig die natürlichen Lebensräume der Ufer aufzuwerten.
Entlang der Rhone und der Thur wurde eine Erfolgskontrolle der Auenvegetation durchgeführt. Die für die Aufnahmen der Vegetation (Pflanzensoziologie, Kartierung) angewandten Methoden wurden speziell für die Erfolgskontrolle von Auengebieten und Flussaufweitungen entwickelt.
Trotz des heute stabilisierten und verarmten Zustands der Vegetation an der Rhone wurden mehrere Auenwaldarten entlang der Transekte gefunden, darunter wichtige Weichholzarten wie Weiden, Erlen und Pappeln sowie Sanddorn und Tamarisken. Auch in der Krautschicht kommen einzelne Pionierarten oder -gesellschaften vor. Es fehlt aber der kleine Rohrkolben (Typha minima), der im Pfynwald speziell wieder eingeführt werden soll.
Die Transekte der Rhone zeigen, dass die Vegetation neue, frei liegende Flächen nach einer Flussaufweitung (IIe Falcon), einer Überschwemmung (Chamoson) oder anderen Arbeiten in Flussnähe (Turtmann) schnell besiedelt. Obwohl an den drei Standorten unterschiedliche Bedingungen vorherrschen, beherbergen alle mehrere typische Auengesellschaften. Die Fähigkeit der im Gebiet vorhandenen Arten, neu entstehende Flächen schnell zu besiedeln, sollte für die künftigen Gerinneaufweitungen im Rahmen der dritten Rhonekorrektion gute Voraussetzungen schaffen.
Da die Aufweitungen an der Thur und bei der Ile Falcon nicht sehr gross sind, können Hochwasser wie diejenigen von 2000 und 2002 an der Rhone und 2002 an der Thur ganze Gebiete umgestalten. Insbesondere werden alle Kiesbänke und Inseln umgeschichtet. Bei der Ile Falcon reduziert jedoch die Breite des Hochwassergerinnes (150 m) die mechanische Auswirkung des Hochwassers, so dass verschiedene Pflanzen auch Ereignisse wie dasjenige von 2000 einigermassen unbeschadet überstehen können. Dass sich die Vegetation ohne bauliche Schutzmassnahmen halten und erneuern kann, zeigt, dass der Raum für das Gewässer hier genügend gross ist, um seine Funktion als Lebensraum zu erfüllen. Zudem hat eine frühere Untersuchung aufgezeigt, dass das nahe gelegene Auengebiet Pfynwald als Samenquelle eine wichtige Rolle spielt.
An der Thur (TG) ist die Aufweitung noch immer so schmal, dass Hochwasser die Vegetation auf den Kiesbänken vollständig zerstören. Dagegen gedeihen im Hochwasserbett interessante Gesellschaften wie der Silberweidenwald bei Warth oder der Eschenwald von Schäffäuli. An den Rhoneufern fehlen die Auenwälder wegen der landwirtschaftlichen Nutzung.
Die bisherigen Untersuchungen legen den Schluss nahe, dass bei kleineren Aufweitungen die Zeit, die seit dem letzten Hochwasser vergangen ist, einen grösseren Einfluss auf die Vegetation hat als das Alter der Aufweitung. Aus diesen Erkenntnissen der Erfolgskontrolle der Auenvegetation lässt sich die Forderung nach genügend langen und breiten Aufweitungen ableiten.
Keywords:
Erfolgskontrolle, Vegetationsdynamik, Revitalisierung, Hochwasser
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
Roulier C., Vadi G. (2004). Erfolgskontrolle der Vegetationsdynamik. Rhone: Stand der Forschung 2004. Wasser Energie Luft 96, S. 309-314.
http://www.auen.ch/
Vollständiger Bericht als pdf (2 MB)
Kontaktadresse:
Christian Roulier, Service conseil Zones alluviales, Rue des Pêcheurs 8, CH-1400 Yverdon-les-Bains
scza@bluewin.ch
Tel: +41 (0)24 426 32 28
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