2.11.2005: Forschung international

Artenreiche Lebensgemeinschaften trotzen der Klimaveränderung




A. Kahmen, J. Perner, N. Buchmann

Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus Deutschland und der Schweiz haben zeigen können, dass vielfältige Wiesengemeinschaften besser mit Trockenperioden fertig werden als artenarme Wiesen. Angesichts der drohenden Klimaveränderungen stellt sich die Frage, ob wir uns einen weiteren Verlust an Biodiversität leisten können.


(gk) In den letzten Jahren haben mehrere Studien zeigen können, dass artenreiche Ökosysteme funktionstüchtiger sind als artenarme Systeme. So sind diversere Lebensgemeinschaften produktiver, schützen besser vor Erosion und Nährstoffverlusten und sind resistenter gegen Schädlingsbefall und invasive Arten. Es stellt sich deshalb die Frage, wie sich der drohende Klimawandel und die damit verbundenen Extremereignisse angesichts des globalen Rückgangs der Biodiversität auf die Dienstleistungen der Ökosysteme auswirken werden. Beispielsweise wäre es denkbar, dass Lebensgemeinschaften mit einer reduzierten Artenzahl empfindlicher auf den Klimawandel reagieren und wichtige Ökosystemdienstleistungen nicht mehr erfüllen können.
Forschenden aus Deutschland und der Schweiz ist nun der Nachweis gelungen, dass artenarme Wiesen während einer anhaltenden Trockenperiode tatsächlich weniger stabil sind als solche, die mehr Arten beherbergen. Im Rahmen der Studie wurde auf Flächen in 19 Wiesen mit unterschiedlicher Artenvielfalt aber ähnlichen Umweltbedingungen mit Hilfe von durchsichtigen Abdeckungen eine Trockenheit simuliert. Während die oberirdische Biomasseproduktion auf allen Flächen in gleichem Masse zurückging, stieg die unterirdische Biomasseproduktion mit steigender Artenzahl. Dieser Anstieg ist auf trockentolerante Arten im Bestand zurückzuführen, die durch das gesteigerte Wurzelwachstum versuchen, neue Wasserquellen im Boden zu erschliessen. Weil die Wahrscheinlichkeit, dass viele solcher Arten in der Lebensgemeinschaft vorkommen, mit steigender Artenvielfalt steigt, sind diversere Wiesen stabiler als solche, die nur aus wenigen Arten bestehen. Der höhere unterirdische Biomassezuwachs führt dazu, dass viele wichtigen Ökosystemdienstleistungen wie der Nährstoffkreislauf, die Nährstoffspeicherung und die Wasserspeicherkapazität positiv beeinflusst werden.


Keywords:
Klimaveränderung, Versicherung, Wert, Wurzelbiomasse

Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
Kahmen A. et al. (2005). Diversity-dependent productivity in semi-natural grasslands following climate perturbations. Functional Ecology 19, 594-601.

Kontaktadresse:
Prof. Dr. Nina Buchmann, Institute of Plant Sciences, Universitätsstrasse 2,
ETH Zentrum LFW C56, CH-8092 Zürich

nina.buchmann@ipw.agrl.ethz.ch
Tel: +41 (0)44 632 30 83


Zurück zur Liste