10.11.2025: Forschung CH
Mehr Stadtbäume, mehr Vogelarten, weniger Schädlinge
Plus d’arbres en ville, plus d’espèces d’oiseaux, moins de nuisibles
Marco Basile, Benno A. Augustinus und Eckehard G. Brockerhoff
In Städten mit einem Anteil von mindestens 30 Prozent Baumkronen leben deutlich mehr insektenfressende Vogelarten, die einen wichtigen Beitrag zur Eindämmung gebietsfremder invasiver Insektenarten leisten. Besonders wirksam ist dieser Effekt, wenn es sich vorwiegend um einheimische Baumarten handelt, da diese den Vögeln bessere Nahrungsbedingungen bieten. Die Studie empfiehlt, Stadtgebiete rasch und gezielt zu begrünen und auf einheimische Bäume zu setzen, um ökologische Funktionen zu stärken und das urbane Leben nachhaltiger und lebenswerter zu gestalten.
Les villes où les cimes des arbres couvrent au moins 30 % du territoire abritent nettement plus d’espèces d’oiseaux insectivores, qui contribuent de manière importante à endiguer les espèces d’insectes envahissantes nouvellement introduites. Cet effet est particulièrement efficace lorsque les essences sont principalement indigènes, car celles-ci offrent de meilleures conditions alimentaires aux oiseaux. L’étude recommande de végétaliser rapidement et de manière ciblée les zones urbaines et de miser sur les arbres indigènes afin de renforcer les fonctions écologiques et de rendre la vie urbaine plus durable et plus agréable.
Die Zahl eingeschleppter gebietsfremder Baumschädlinge nimmt zu. Meistens tauchen sie zuerst in den Städten auf, von wo aus sie sich dann in die Umgebung ausbreiten können. Können insektenfressende Vögel hier helfen und verhindern, dass sich die Schädlinge gar nicht erst etablieren und sich weiter in den Wald ausbreiten?
Der Flughafen Zürich, der Basler Rheinhafen und das Tessin – wegen seiner Nähe zur benachbarten Poebene – gelten als Einfallstore für gebietsfremde Arten. Die Forschenden untersuchten jeweils drei Standorttypen: städtische Parks und Friedhöfe, Wohngebiete mit viel Grün sowie naturferne, verdichtete Stadtzentren. An diesen Orten wurden die Vögel erfasst und gezählt; mit Raupenattrappen aus Knetmasse bestimmten die Forschenden die Jagdaktivität der insektenfressenden Vögel.
In Gebieten mit einer höheren Baukronenbedeckung fanden die Forschenden eine höhere Vielfalt an insektenfressenden Vögeln. Dort zählten sie auch mehr Angriffe auf die künstlichen Raupen – allerdings nur, wenn der Anteil an einheimischen Baumarten hoch war. Bei einem Baumbedeckungsgrad von mindestens 30 % erreichte die Zahl insektenfressender Vogelarten etwa 75 % des Waldniveaus.
Der Wert von 30 % hat sich bereits als Ziel in der Stadtentwicklung etabliert. Dabei geht es um das menschliche Wohlbefinden und den Hitzeschutz. Eine hohe Baumkronenbedeckung sowie der gezielte Einsatz einheimischer Baumarten können zudem die Vielfalt und Aktivität insektenfressender Vögel fördern und somit zur natürlichen Kontrolle von Baumschädlingen beitragen.
Quelle: Eidg. Forschungsanstalt WSL
Keywords:
Vögel, Schädlingsbekämpfung, Baumschädlinge, gebietsfremde invasive Insekten
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
Basile M, Augustinus BA, Brockerhoff EG (2025) Urban tree canopy cover over 30 % and native trees enhance bird insectivory and tree biosecurity. Biological Conservation 310, 111387.
Link zur Studie (freier Zugang)
Kontaktadresse:
Marco Basile
Eidg. Forschungsanstalt WSL
Zürcherstrasse 111
CH-8903 Birmensdorf
marco.basile@wsl.ch
Tel: +41 (0)44 739 21 96
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