2.11.2005: Forschung international
Der Wert der Biodiversität: Substanzen aus Froschhaut können vor HIV-Infektion schützen
Scott E. VanCompernolle et al.
Wissenschaftler haben in der Haut von Amphibien Abwehrsubstanzen gefunden, die antimikrobiell wirken und auch Viren abwehren können. Diese biologischen Schätze können dem Menschen zugute kommen. Doch immer mehr Amphibienarten sind vom Aussterben bedroht.
(ddp/gk) Abwehrsubstanzen aus der Haut von Fröschen können eine Infektion mit HIV verhindern. Das hat ein internationales Forscherteam herausgefunden. Eiweissstoffe unterbinden dabei ein Eindringen des Virus in seine Zielzellen und zerstören die Hülle der Viren. Die Haut von Amphibien wie Frösche und Kröten enthält eine Reihe von breit wirksamen Abwehrsubstanzen, die antimikrobiell wirken und auch Viren abwehren können. Sie bilden damit einen wesentlichen Bestandteil des Immunsystems dieser Tiere. Die Wissenschaftler testeten 14 dieser Substanzen auf ihre Wirksamkeit gegen eine HIV-Infektion. Dabei untersuchten sie speziell die Übertragung des HIV von so genannten Dendritischen Zellen, die eine Schlüsselrolle beim Erkennen von Krankheitserregern spielen, auf andere Zellen der Immunabwehr wie etwa die T-Zellen. Bei einer Infektion heften sich spezielle Oberflächenstrukturen des Virus an bestimmte Rezeptoren dieser Immunzellen. Die Viren können sich dann in diesen vermehren und gelangen über die Blutbahn in den ganzen Körper. Drei der getesteten Amphibien-Abwehrstoffe, auch antimikrobielle Peptide genannt, konnten das Virus innerhalb von Minuten erfolgreich abwehren. Auch wenn Dendritische Zellen noch acht Stunden nach der HIV-Aufnahme mit den Peptiden aus der Amphibienhaut in Berührung kamen, wurde eine weitere Ausbreitung des Virus abgewehrt. Die Forscher vermuten, dass die Peptide dabei die von den Dendritischen Zellen abgesonderten Viren angreifen, zerstören und dadurch an einer Weitergabe an die T-Zellen hindern.
Einmal mehr hat damit eine Studie gezeigt, wie wichtig die Erhaltung der Biodiversität ist. Die Wissenschaftler weisen darauf hin, dass Amphibien eine reichhaltige Quelle hochwirksamer Wirkstoffe sind. Es ist deshalb beunruhigend, dass Biologen aus allen Teilen der Welt immer häufiger über den Rückgang der Bestände von Fröschen, Kröten, Salamandern und Molchen berichten. Fast die Hälfte aller Amphibienarten hat mit zum Teil alarmierenden Populationseinbrüchen zu kämpfen. Besonders beunruhigend ist die Tatsache, dass unzählige Bestände innerhalb weniger Monate aus scheinbar vom Menschen unbeeinflussten Gebieten verschwunden sind. Die Amphibien sind heute diejenige Tiergruppe mit den am meisten gefährdeten Arten: Wissenschaftler schätzen, dass jede dritte Amphibienart vom Aussterben bedroht ist. Seit 1980 gibt es von 122 Arten überhaupt kein Lebenszeichen mehr, und es muss befürchtet werden, dass sie ausgestorben sind. Mit jeder verschwundenen Amphibienart gehen aber biologische Schätze verloren.
Keywords:
Wert, Amphibien, Gesundheit, Medikament
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
Scott E. VanCompernolle et al. (2005). Antimicrobial Peptides from Amphibian Skin Potently Inhibit Human Immunodeficiency Virus Infection and Transfer of Virus from Dendritic Cells to T Cells. Journal of Virology 79, 11598-11606.
Kontaktadresse:
Prof. Dr. Derya Unutmaz, Department of Microbiology and Immunology, Vanderbilt University Medical Center, 21st Avenue South and Garland Avenue, Nashville, Tennessee, 37232, USA
derya.unutmaz@vanderbilt.edu
Tel: +1 (615) 322 14 35
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