10.11.2025: Forschung international

Mauereidechsen in der Stadt – überraschend gesellig

Lézards des murailles en ville : étonnamment sociables



Avery L. Maune et al.

Mauereidechsen in Städten zeigen deutlich mehr soziale Kontakte als ihre Artgenossen in naturnahen Lebensräumen. Räumlich begrenzte Ressourcenvorkommen bringen die Tiere häufiger zusammen und führen zu erhöhter sozialer Toleranz. Urbanisierung kann somit zu wesentlichen Verhaltensänderungen führen.

Dans les villes, les lézards des murailles ont nettement plus de contacts sociaux que leurs congénères vivant dans des habitats proches de l’état naturel. Les ressources en espace limitées rapprochent davantage les animaux et conduisent à une plus grande tolérance sociale. L’urbanisation peut donc entraîner d’importants changements comportementaux.


Die Mauereidechse (Podarcis muralis) ist eine territoriale Art, die sich erfolgreich in Städten behauptet. Um den Einfluss der Urbanisierung auf ihr Sozialverhalten zu untersuchen, erfassten Forschende in urbanen und nicht-urbanen Habitaten Nähe- und Begegnungsdaten einzelner Tiere und konstruierten daraus soziale Netzwerke. Auf diese Weise konnten sie feststellen, wie viele und wie enge soziale Verbindungen die Tiere in beiden Umgebungen ausbilden.
Stadtbewohnende Mauereidechsen zeigten deutlich mehr soziale Interaktionen, engere Bindungen und wurden häufiger in Gruppen angetroffen als ihre ländlichen Artgenossen. Während in den Städten die meisten Tiere in soziale Netzwerke eingebunden waren, blieben die Eidechsen aus nicht-urbanen Habitaten überwiegend einzelgängerisch. Bemerkenswert daran ist, dass diese Unterschiede nicht durch die Populationsdichten erklärt werden konnten. Vielmehr deuten die Befunde darauf hin, dass die räumlichen Einschränkungen und die kleinteilige Ressourcenausstattung in Städten (z. B. Mauern, Nischen oder aggregierte Futterplätze) das Zusammenrücken begünstigen und soziale Toleranz in Städten fördern.
Für den Naturschutz ergeben sich daraus mehrere Erkenntnisse: Einerseits können häufigere Sozialkontakte die Anpassungsfähigkeit von Arten in Städten stärken, indem Konflikte reduziert werden und der Informationsaustausch erleichtert wird. Andererseits steigt mit erhöhten Interaktionen das Risiko für Krankheits- und Parasitenübertragungen. Langfristig könnten sich sogar grundlegende Veränderungen im Sozialverhalten etablieren, etwa eine Verschiebung von Territorialität hin zu Dominanzhierarchien.

Quelle: Biology Letters

Keywords:
Siedlungsraum, Stadtökologie, Anpassung, Sozialverhalten, Reptilien

Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
Maune AL, Wittenbreder T, Lisičić D, Caspers BA, Camerlenghi E, Damas-Moreira I (2025) City lizards are more social. Biology Letters 21(9), 20250326.


Link zur Studie (freier Zugang)

Kontaktadresse:
Avery L. Maune
Fakultät für Biologie
Universität Bielefeld
D-33501 Bielefeld
mauneavery@gmail.com


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