2.11.2005: Forschung international

Plädoyer für ein zentrales Tiernamen-Register




A. Polaszek, D. Agosti et al.

Im Wissenschaftsmagazin «Nature» haben gut zwei Dutzend Biologen dazu aufgerufen, ein zentrales Register für wissenschaftliche Tiernamen zu erstellen. Die «Zoobank» soll die Biologie internettauglich machen.


Alle unsere Arten sind mit einem einmaligen wissenschaftlichen Artnamen versehen, welcher aus einem latinisierten Doppelnamen besteht. Dazu kommen Informationen über sie, wie das Verhalten oder die kommerzielle Nutzung. Dieses geniale System des schwedischen Gelehrten Carolus Linnaeus ist seit 1758 in Gebrauch, wobei die Namensgebung durch die Regeln der taxonomischen Nomenklatur genau festgelegt ist. So wie der International Code for Zoological Nomenclature (ICZN) für Tiere existieren unabhängige Kodizes für Pflanzen, Bakterien, Pilze und Viren. Dennoch fehlt ein umfassender Katalog der etwa 1,5 Millionen Arten auf der Erde. In einer Welt, in welcher technische Begriffe wie PC, ADSL und «googeln» zum Allgemeinwissen gehören, also der Zugang zu Information auf dem Internet zur normalsten Sache der Welt geworden ist, wird dies auf einmal zu einem grossen Hemmschuh.
Immer mehr der 6000 weltweit aktiven professionellen Taxonomen beginnen deshalb damit, die Bestände in den wissenschaftlichen Sammlungen zu digitalisieren und via Internet zu vernetzen. Der Taxonom wird damit plötzlich vom einsamen Sammler und Beschreiber der Natur zu einem Forscher in einer riesigen, dezentralisierten, mit modernsten Methoden arbeitenden globalen Forschungsinstitution. Mit der Digitalisierung alleine ist es aber noch nicht möglich, einen schnellen Zugang zu dieser Fülle von Daten zu erhalten, denn Namen können sich über die Zeit ändern. Um dieses Problem zu lösen, schlagen wir zusammen mit der International Commission of Zoological Nomenclature die Gründung von «Zoobank» und eine entsprechende Abänderung des ICZN vor. Diese Initiative will erreichen, dass alle neuen wissenschaftlichen Namen – es werden 15 000 bis 20 000 neue Arten jedes Jahr entdeckt und in über 1000 verschiedenen Zeitschriften beschrieben – in dieser Datenbank registriert werden müssen, um als gültig anerkannt zu werden. Dies soll garantieren, dass sie alle sofort online zugänglich sind. Zusammen mit der parallel dazu geplanten Erfassung aller bisher bekannten Namen bis 2008 soll dann ein kontinuierlich à jour gehaltener Katalog der Tiernamen zur Verfügung stehen. Mit «Zoobank» wird es möglich sein, bei der Suche einzig einen der bekannten Namen einzugeben, in der Folge aber trotzdem auch alle Erwähnungen zu erhalten, in denen allfällige Synonyme verwendet werden.
Da sich «Zoobank» mit anderen Datenbanken (z.B. «Genbank» des National Center for Biotechnology Information oder Biodiversitätsdaten aus den biologischen Sammlungen der Museen) verknüpfen lässt, wird es praktisch auf einen Schlag möglich sein, traditionelle Grenzen in der Forschung zu sprengen. Dies ermöglicht einen noch nie dagewesenen, umfassenden Einblick in die Natur.

Keywords:
Digitalisierung, wissenschaftliche Sammlungen, ICZN, Zoobank

Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
Polaszek A. et al. (2005). A universal register for animal names. Nature 437, 477.
http://antbase.org

Kontaktadresse:
Donat Agosti, Forschungsmitarbeiter am American Museum of Natural History und am Naturhistorischen Museum der Burgergemeinde Bern, Dalmaziquai 45, CH-3005 Bern

agosti@amnh.org
Tel: +41 (0)31 351 71 52


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