23.9.2025: Forschung international
Auch Gewässer brauchen das richtige Mikrobiom
Les eaux ((douces)) ont elles aussi besoin d’un microbiome adapté
Maria Magdalena Warter et al.
Wenn Gewässer hauptsächlich geklärtes Abwasser führen, weisen sie eine verarmte mikrobielle Gemeinschaft auf. Das ökologische Potenzial der Gewässer ist dadurch begrenzt. Das ungünstige Mikrobiom verringert zudem die Wirksamkeit von Renaturierungsmassnahmen.
Lorsque des cours d’eau sont principalement alimentés par des eaux usées traitées, ils présentent une communauté microbienne appauvrie. Le potentiel écologique des eaux est alors limité. Ce microbiome défavorable réduit en plus l’efficacité des mesures de renaturation.
Ein Gewässer braucht ebenso wie unser Darm ein funktionierendes Mikrobiom. Bakterien und andere Mikroorganismen bilden die Grundlage des Nahrungsnetzes, sind an Stoffkreisläufen beteiligt und ermöglichen die Selbstreinigung von Gewässern. Zu einem gesunden Gewässermikrobiom gehören bestimmte Bakterien, Archaeen und Mikroalgen. Doch wie steht es um das mitteleuropäische Gewässerbiom?
Forschende haben dazu rund um Berlin die Wasserströme, die Herkunft des Wassers, chemische Parameter und die mikrobielle Gemeinschaft an mehreren Probenahmestellen in Flüssen und städtischen Teichen untersucht. Mithilfe stabiler Isotope und Umwelt-DNA konnten sie die Herkunft des Wassers bzw. die Zusammensetzung der Mikroorganismen bestimmen. Dabei stellte sich ein klarer Zusammenhang zwischen der Herkunft des Wassers und der Zusammensetzung der Bakteriengemeinschaften heraus: In Flüssen mit einem hohen Anteil an Abwasser aus Kläranlagen fanden die Forschenden Bakteriengesellschaften, die auch im menschlichen Darm vorkommen und in natürlichen Gewässern weniger häufig zu finden sind.
Je nach Jahreszeit bestehen 80 bis 100 Prozent des untersuchten Wassers aus gereinigtem Abwasser. Die Vielfalt des Mikrobioms war im Sommer geringer als im Winter. Das liegt daran, dass in Trockenperioden Grundwasser und Niederschlag eine geringere Rolle im Wasserhaushalt spielen als geklärtes Abwasser.
Um die Wasserqualität und die Lebensräume für Tiere und Pflanzen zu verbessern, wurden bestimmte Fliessgewässer in und um Berlin in den letzten zehn Jahren renaturiert, Querbauwerke entfernt und Stillwasserzonen geschaffen. Zudem wurde der Flussverlauf teilweise in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzt. Die Massnahmen wirken sich zwar auf die Ästhetik aus und schaffen naturnahe Fliessgewässerstrukturen und neue Lebensräume. Besteht das Gewässer jedoch zu einem Grossteil aus gereinigtem Abwasser, bleibt sein ökologisches Potenzial trotzdem begrenzt, weil das ungünstiges Mikrobiom die Wirksamkeit der Renaturierungsmassnahmen verringern. Künftige Renaturierungsmassnahmen sollten mikrobielle Prozesse berücksichtigen, um ausgewogene Ökosysteme zu schaffen und die Wasserqualität zu verbessern, so die Forschenden.
Quelle: Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)
Keywords:
Gewässer, Mikroorganismen, Mikrobiom, Wasserqualität, Revitalisierung
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
Warter MM, Tetzlaff D, Soulsby C, Goldhammer T, Gebler D, Vierikko K, Monaghan MT (2025) Understanding ecohydrology and biodiversity in aquatic nature-based solutions in urban streams and ponds through an integrative multi-tracer approach. Hydrol. Earth Syst. Sci. 29: 27072725.
Zur Studie (freier Zugang)
Kontaktadresse:
Maria Magdalena Warter
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)
Ökohydrologie und Biogeochemie
D-12587 Berlin
maria.warter@igb-berlin.de
Zurück zur Liste