25.6.2025: Forschung CH
Starker Rückgang von Heuschrecken in der Nordwestschweiz
Déclin marqué des sauterelles dans le nord-ouest de la Suisse
Georg Artmann-Graf und Pius Korner
Langzeitdaten zeigen, dass die Häufigkeit an Kurzfühlerschrecken in der Nordwestschweiz zwischen 1992 und 2011 um etwa die Hälfte zurückgegangen ist. Weil die grössten Verluste in trockenen Lebensräumen, an steilen Hängen sowie in nährstoffreicheren Gebieten festgestellt wurden, gehen die Forschenden davon aus, dass die Bodenaustrocknung bzw. der Klimawandel sowie der Stickstoffeintrag wichtige Faktoren für den Rückgang sind.
Des données à long terme montrent que l’abondance des criquets (Caelifera) dans le nord-ouest de la Suisse a diminué environ de moitié entre 1992 et 2011. Comme les pertes les plus importantes ont été enregistrées dans les habitats secs, sur des pentes raides et dans des zones riches en éléments nutritifs, les chercheurs pensent que le dessèchement des sols ou le changement climatique ainsi que les apports d’azote sont des facteurs importants de ce déclin.
Forschende haben Daten von Heuschrecken ausgewertet, die zwischen 1992 und 2011 an über 600 Standorten in der Nordwestschweiz erhoben worden waren. Sie untersuchten dabei, wie sich die Häufigkeit der Kurzfühlerschrecken über diese rund zwanzig Jahre verändert hat.
Die Vegetationstypen der Standorte – Feuchtwiesen, Trockenrasen, Fromentalwiesen, Krautsäume oder Ruderalstandorte – hatten sich kaum verändert; dennoch ging die Gesamtzahl der Kurzfühlerschrecken-Individuen um etwa die Hälfte zurück. Die grössten Verluste an Kurzfühlerschrecken stellten die Forschenden in trockenen Lebensräumen und an steilen Hängen fest, was darauf hindeutet, dass die Bodenaustrocknung ein wichtiger Faktor für den Rückgang sein könnte. Auch in nährstoffreicheren Lebensräumen wurden grössere Verluste verzeichnet.
Im Gegensatz zur Häufigkeit der Individuen ging die Anzahl der Arten viel weniger stark zurück. Dies verdeutlicht, dass die alleinige Betrachtung Artenvielfalt dazu führen kann, dass wichtige ökologische Veränderungen unterschätzt oder nicht erkannt werden. Selbst wenn sich die lokalen Gegebenheiten nicht massiv ändern – bei den untersuchten Flächen handelt es sich oft um Flächen der kommunalen Naturschutzinventare – zeigen die Daten, dass auch grossräumige Entwicklungen negative Auswirkungen haben können. Die Forschenden plädieren dafür, Stickstoffeinträge aus der Luft weiter zu reduzieren und die Gebietspflege an die erwarteten Auswirkungen des Klimawandels anzupassen mit dem Ziel, eine vielfältige, ökologisch robuste Insektengemeinschaft zu fördern.
Quelle: Schweizerische Vogelwarte
Keywords:
Landwirtschaft, Heuschrecken, Monitoring, Stickstoff, Klimawandel
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
Artmann-Graf G, Korner P (2024) Strong decline in grasshopper abundance over 20 years without major land-use changes: Is soil drying one oft he drivers? Biological Conservation 299: 110816.
Link zur Studie (freier Zugang)
Kontaktadresse:
Pius Korner
Schweizerische Vogelwarte Sempach
Seerose 1
CH-6204 Sempach
pius.korner@vogelwarte.ch
Tel: +41 (0)41 462 97 91
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