18.3.2025: Forschung international

Globaler Rückgang der ökologischen Feldforschung

Recul mondial de la recherche sur le terrain en écologie



Masashi Soga und Kevin J. Gaston

Neue Technologien wie Drohnen und DNA-Analysen ersetzen zunehmend die klassische Feldarbeit. Forschende warnen nun vor einem umfassenden Verlust an direkter Naturerfahrung und praktischem Wissen in der ökologischen Forschung und Lehre. Der als Extinction of Experience bezeichnete Trend könnte sich weiter verstärken und die Fähigkeit der Wissenschaft beeinträchtigen, die globale Biodiversitätskrise zu dokumentieren und effektiv zu beenden.

De nouvelles technologies comme les drones ou les analyses ADN remplacent de plus en plus le travail de terrain classique. Des chercheuses et chercheurs mettent en garde sur une perte globale d’expérience directe avec la nature et des connaissances pratiques dans la recherche et l’enseignement en matière d’écologie. La tendance appelée Extinction of Experience pourrait s’accentuer et nuire à la capacité de la science à documenter la crise de la biodiversité mondiale et à y mettre fin efficacement.


Die Feldforschung spielt eine zentrale Rolle in fast allen Phasen des wissenschaftlichen Prozesses, von der Ideengenerierung über die Hypothesenbildung bis zur Datenerhebung. Angesichts des fortschreitenden Rückgangs der Feldarbeit warnen zwei Forschende vor den Folgen für die ökologische Wissenschaft und Ausbildung und letztlich für die Bewältigung der Biodiversitätskrise.
Sie haben verschiedene Treiber für diesen Trend identifiziert: Finanzielle Einschränkungen, Zeitdruck, gesellschaftlicher Druck zur Reduzierung des ökologischen Fussabdrucks wissenschaftlicher Aktivitäten sowie technologische Entwicklungen wie Drohnen, Kamerafallen und Umwelt-DNA-Analysen. Auch die zunehmende Fokussierung auf Gesundheit und Sicherheit bei der Arbeit, Work-Life-Balance sowie der rückläufige Stellenwert der Naturkunde in Lehrplänen tragen zu dieser Entwicklung bei.
Während einige dieser Entwicklungen auch positive Aspekte haben, überwiegen nach Ansicht der Autoren die negativen Konsequenzen. Sie warnen zudem vor Rückkopplungen: Weniger Feldforschungserfahrung während des Studiums könnte zu sinkendem Interesse an ökologischen Karrieren führen, was wiederum den Mangel an Feldforschenden verstärkt.
Die Wissenschaftler empfehlen Verbesserungen in mehreren zentralen Handlungsfeldern. Als konkrete Massnahmen schlagen sie unter anderem vor, die Feldforschung explizit zu fördern, naturkundliche Bildung in Schulen und Universitäten zu stärken, Feldforschungserfahrung bei Einstellungen stärker zu gewichten und Forschung mit selbst erhobenen Felddaten in renommierten Wissenschaftszeitschriften mehr wertzuschätzen. Die Umsetzung dieser Empfehlungen erfordert eine breite Zusammenarbeit zwischen Forschenden, Bildungseinrichtungen, Behörden, lokalen Gemeinschaften und Verlagen.
Quelle: Trends in Ecology & Evolution


Keywords:
Naturerfahrung, Feldarbeit, Forschungskultur, Methoden

Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
Soga M., Gaston K.J. (2025): Extinction of experience among ecologists. Trends in Ecology & Evolution. doi.10.1016/j.tree.2024.12.010

Link zur Studie (eingeschränkter Zugang):

Kontaktadresse:
Masashi Soga
Graduate School of Agricultural and Life Sciences
The University of Tokyo
1-1-1 Yayoi, Bunkyo
Tokyo 113-8657
Japan

asoga@g.ecc.u-tokyo.ac.jp


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