18.3.2025: Forschung international

Fast ein Viertel der Süsswasserfauna ist bedroht

Près d’un quart de la faune d’eau douce menacée



Catherine A. Sayer et al.

Obwohl Süsswasserlebensräume nur etwa ein Prozent der Erdoberfläche ausmachen, beherbergen sie rund zehn Prozent aller bekannten Arten. Wasserverschmutzung, Staudämme, Landwirtschaft und invasive Arten haben aber dazu geführt, dass von den weltweit bekannten Tierarten des Süsswassers fast ein Viertel bedroht ist.

Bien que les habitats d’eau douce ne représentent qu’environ un pour cent de la surface de la Terre, ils abritent environ dix pour cent de toutes les espèces connues. La pollution de l’eau, les barrages, l’agriculture et les espèces invasives ont en outre conduit à ce que près d’un quart des espèces animales d’eau douce connues dans le monde soient menacées.


Während die globale Rote Liste der IUCN detaillierte Informationen zu Vögeln, Säugetieren, Amphibien und Reptilien umfasst, blieben Tiere, die überwiegend im Süsswasser leben, bisher weitgehend unbeachtet. Ein internationales Forschungsteam mit Schweizer Beteiligung hat nun den Gefährdungsstatus von über 23 000 Arten von Süsswassertieren analysiert – darunter Fische, Insekten (z. B. Libellen) und Krebstiere.
Die Analyse zeigt, dass 24 Prozent der untersuchten Arten verletzlich, stark gefährdet, kritisch gefährdet oder bereits in freier Wildbahn ausgestorben sind. Dieser Wert ist vergleichbar mit dem von Landtieren, von denen 23 Prozent bedroht sind. Den höchsten Prozentsatz an bedrohten Arten verzeichneten die Forschenden mit 30 Prozent bei den Krebstieren, gefolgt von 26 Prozent bei Süsswasserfischen und 16 Prozent bei den Libellen. Die Forschenden weisen allerdings darauf hin, dass diese Werte mit grosser Unsicherheit behaftet sind, da für 23 Prozent der untersuchten Arten zuverlässige Daten fehlen.
Als wichtigste Bedrohung identifizierte das Forschungsteam die Wasserverschmutzung, durch die 54 Prozent der Süsswasserarten bedroht sind. 39 Prozent sind durch Dämme und Wasserentnahmen beeinträchtigt, 37 Prozent durch Landnutzungsänderungen und Auswirkungen der Landwirtschaft. Invasive Arten und Krankheiten tragen bei 28 Prozent der bedrohten Arten zur Gefährdung bei.
Diese Faktoren wirken sich spezifisch auf die im Süsswasser lebenden Arten aus, sodass sie durch allgemeine Schutzbemühungen, die sich an Landtieren orientieren, nur unzureichend abgedeckt werden. Beispielsweise überschneiden sich die Gebiete, in denen besonders viele bedrohte Landtiere vorkommen, kaum mit den Lebensräumen besonders bedrohter Süsswassertiere. Auch abiotische Faktoren wie die Wasserqualität sind den Forschenden zufolge als Massstab für Schutzbemühungen ungenügend.
Quelle: Nature


Keywords:
Rote Liste, Süsswasserarten, Gewässer

Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
Sayer C.A. et al. (2025): One-quarter of freshwater fauna threatened with extinction. Nature 638, 138–145.

Link zur Studie (freier Zugang)

Kontaktadresse:
Catherine A. Sayer
IUCN (International Union for Conservation of Nature)
Cambridge, UK

catherine.sayer@iucn.org


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