18.3.2025: Forschung CH
Stürme fördern gefährdete Insektenarten im Wald
Les tempêtes dans les forêts favorisent des insectes menacés
Stürme im Wald bieten bisher ungeahnte Chancen für die Insektenvielfalt. Vor allem bedrohte Arten profitieren von Sturmflächen, die nicht geräumt wurden.
Les tempêtes dans les forêts offrent des opportunités jusqu'ici insoupçonnées pour la diversité des insectes. Les espèces menacées profitent particulièrement des surfaces touchées par les tempêtes qui n’ont pas été déblayées.
20 Jahre lang haben Forschende untersucht, ob es für Insekten einen Unterschied macht, ob das Sturmholz nach einem Orkan liegenbleibt oder nicht. Dazu wurden auf insgesamt 16 Sturmflächen (Vivian 1990 und Lothar 1999) sowie auf intakten Vergleichswäldern Insektenfallen aufgestellt. Auf einem Teil der Sturmflächen waren die umgestürzten Bäume weggeräumt worden, auf einem anderen durften sie liegen bleiben. Insgesamt sammelten die Forschenden mehr als 500'000 Individuen von über 1600 Insekten-, Spinnen- und anderen Gliederfüsser-Arten.
Insgesamt betrachtet war die Anzahl Arten auf den geräumten und auf den belassenen Sturmflächen vergleichbar. Doch die Artenzusammensetzung wies deutliche Unterschiede auf. Gewisse totholzbewohnende Spezialisten und ein Fünftel aller gesammelten Arten kamen fast nur bzw. aussschliesslich auf den belassenen Flächen vor. Darunter waren beispielsweise der gefährdete Grossen Zangenbock (Rhagium sycophanta) und die seltene Mauerbiene (Hoplitis villosa). Auch 20 Jahre nach den Stürmen fand das Forschungsteam deutlich mehr gefährdete Insekten auf nicht geräumten Sturmflächen als auf geräumten. Nach Stürmen liegen gelassenes Totholz ist offenbar eine unverzichtbare Ressource für viele Insektenarten, besonders für holzbewohnende Arten.
Quelle: WSL
Keywords:
Wald, Orkanschäden, Insektenvielfalt, Langzeit-Experiment
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
Wermelinger B. et al. (2025): Two decades of arthropod biodiversity after windthrow show different dynamics of functional groups. Journal of Applied Ecology 62(2), 371-387. doi.org/10.1111/1365-2664.14860
Link zur Studie (freier Zugang)
Kontaktadresse:
Beat Wermelinger
Eidg. Forschungsanstalt WSL
Zürcherstrasse 111
CH-8903 Birmensdorf
beat.wermelinger@wsl.ch
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