12.12.2024: Forschung CH
Trotz Klimawandel: Gewässerqualitätsindizes behalten ihre Aussagekraft
Malgré le changement climatique, les indices de qualité des eaux conservent leur pertinence
Christoph Vorburger et al.
Um die Qualität der Schweizer Fliessgewässer zu beurteilen, werden wirbellose Wassertiere als Bioindikatoren genutzt. Mit dem Klimawandel verändert sich jedoch die Artenzusammensetzung der Kleinlebewesen. Trotzdem werden diese Indikatoren zumindest für die nächsten Jahrzehnte ihre Aussagekraft behalten.
Pour évaluer la qualité des cours d’eau de Suisse, les invertébrés aquatiques sont utilisés comme bioindicateurs. Cependant, avec le changement climatique, la composition en espèces de petits organismes se modifie. Néanmoins, ces indicateurs garderont leur pertinence, au moins pour les prochaines décennies.
Wie gesund unsere Fliessgewässer sind, lässt sich anhand von wirbellosen Kleinlebewesen am Gewässergrund wie Insektenlarven, Kleinkrebsen, Schnecken, Muscheln und Würmern ablesen. Denn viele Arten gedeihen nur, wenn das Gewässer, in dem sie leben, ihren oft hohen Ansprüchen genügt: Es muss sauber sein und eine Vielfalt an unterschiedlichen Lebensräumen bieten. Die Wasserlebewesen dienen daher als Bioindikatoren für die Gewässerqualität und stehen schweizweit unter Beobachtung.
Im Rahmen von kantonalen und nationalen Monitoringprogrammen ist genau vorgegeben, wie die Wassertiere erfasst werden müssen, um die einheitliche Erhebung schweizweit sicherzustellen. Aus den so erhobenen Daten werden verschiedene Indizes berechnet, um Rückschlüsse über die Gewässerqualität zu ziehen. Diese Indizes sind die Basis, um gegebenenfalls Gewässerschutzmassnahmen zu planen und umzusetzen, respektive deren Wirkung zu überprüfen.
Aufgrund steigender Wassertemperaturen verändern sich die Lebensgemeinschaften in den Schweizer Gewässern beträchtlich. Behalten die Indizes dennoch ihre Aussagekraft? Forschende haben die Indizes einer Art Stresstest unterzogen. Sie nutzten verschiedene Temperaturszenarien und simulierten mit sogenannten multivariaten Artverbreitungsmodellen, wie sich die Erwärmung der Gewässer auf die Gemeinschaft der wirbellosen Kleinlebewesen in der Schweiz auswirken wird. Aus den modellierten Artenvorkommen werden verschiedene Indizes berechnet. Daraus können die Forschenden ableiten, wie die Klimaerwärmung diese Indizes im Lauf des 21. Jahrhunderts beeinflussen könnte.
Die Ergebnisse zeigen, dass sich die simulierten Indizes im Bereich der für dieses Jahrhundert realistischen Temperaturanstiege nur wenig verändern. Die Forschenden gehen deswegen davon aus, dass die verwendeten Indizes robust genug sind, um die Gewässerqualität für die nächsten Jahrzehnte zu beurteilen. Sie betonen aber auch, dass die Modellvorhersagen mit Vorsicht zu interpretieren sind. Vor allem bei seltenen Arten ist die Modellierung der Verbreitung mit Unsicherheit behaftet, und das Modell reagiert eher zu konservativ auf Einflussfaktoren.
Quelle: Eawag
Keywords:
Monitoring, Indizes, Gewässerqualität, Klimawandel
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
Vorburger C. et al. (2024): Biologische Gewässerbeurteilung im Klimawandel. Aqua & Gas 10, 60-65.
Link zur Studie (freier Zugang)
Kontaktadresse:
Nele Schuwirth
Eawag
Überlandstrasse 133
CH-8600 Dübendorf
nele.schuwirth@eawag.ch
Tel: +41 (0)58 765 55 28
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