12.12.2024: Forschung CH
Landnutzung beeinflusst Lebewesen im Untergrund
L’utilisation des sols influence les organismes vivants au sous-sol
Mara Knüsel, Roman Alther und Florian Altermatt
Die Landnutzung wirkt sich im Umkreis von bis zu einem Kilometer Entfernung von der Wasserfassung auf Flohkrebse im Grundwasser aus. Das könnte darauf hindeuten, dass die aktuellen Grundwasserschutzzonen nicht gross genug sind.
L’utilisation du sol a un impact sur les gammares des eaux souterraines jusqu’à un kilomètre de distance du captage d’eau. Cela pourrait indiquer que les actuelles zones de protection des eaux souterraines ne sont pas assez grandes.
Grundwasserflohkrebse gleichen winzigen Garnelen und sind – im Unterschied zu den unterschiedlich pigmentierten Bachflohkrebsarten – weiss und blind. Sie spielen eine wichtige Rolle für das Funktionieren von Grundwasserökosystemen. Es stellt sich daher die Frage, wie sich die Landnutzung im schweizerischen Mittelland auf das Vorkommen der Flohkrebse auswirkt.
In Wasserfassungen, die mitten im Wald stehen, haben Forschende häufig Flohkrebse gefunden. In Wasserfassungen hingegen, die in der Nähe von Äckern liegen, stiessen die Forschenden deutlich seltener auf Flohkrebse. Das Grundwasser dieser ackernahen Brunnen war zudem tendenziell stärker mit Nitrat belastet als bei den von Wald umgebenen Wasserfassungen.
In ihren Analysen weisen die Forschenden nach, dass sich die Art der Landnutzung auch noch in einem grösseren Umkreis auf das Vorkommen von Flohkrebsen auswirkt: Im Datensatz hinterlässt auch Ackerland, dass sich in 600 bis 1000 Metern Entfernung von der Wasserfassung befindet, ein negatives Signal im Grundwasser.
In der Schweiz schreibt das Gewässerschutzgesetz zwar vor, dass sogenannte Schutzzonen um Wasserfassungen angelegt werden müssen, um das wertvolle Trinkwasser vor Verunreinigungen und anderen schädlichen Einflüssen zu bewahren. Im schweizerischen Mittelland umfassen diese Schutzzonen allerdings ein Gebiet, das sich im Schnitt nur 300 bis 400 Meter um den Fassungsbereich ausdehnt. Die Forschenden kommen daher zum Schluss, dass die derzeit eingerichteten Schutzzonen womöglich nicht genügend gross sind, um mögliche negative Auswirkungen der Landnutzung auf das Grundwasser zu verhindern. Die Resultate zeigen zudem, dass das Grundwasser nicht nur eine kostbare und verletzliche Trinkwasserressource ist, sondern auch ein einzigartiger Lebensraum, den es zu bewahren gilt.
Quelle: Eawag
Keywords:
Grundwasser, Landwirtschaft, Trinkwasser, Nitrat, Schadstoffe, Flohkrebse
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
Knüsel M., Alther R., Altermatt F. (2024): Terrestrial land use signals on groundwater fauna beyond current protection buffers, Ecological Applications, https://doi.org/10.1002/eap.3040
Link zur Studie (freier Zugang)
Kontaktadresse:
Florian Altermatt
Eawag
Überlandstrasse 133
CH-8600 Dübendorf
florian.altermatt@eawag.ch
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