4.11.2024: Forschung CH

Verzicht auf Pflanzenschutzmittel kann sich ökonomisch lohnen

Renoncer aux produits phytosanitaires peut être rentable économiquement



Manika Rödiger et al.

In der Landwirtschaft kommen nach wie vor grosse Mengen an Pflanzenschutzmitteln zum Einsatz. In der Schweiz kann der Verzicht auf Pflanzenschutzmittel dank den Förderbeiträgen wirtschaftlich vorteilhafter sein als der konventionelle Anbau nach ÖLN.

De grandes quantités de produits phytosanitaires sont encore utilisées en agriculture. En Suisse, grâce aux aides financières, renoncer aux produits phytosanitaires peut se révéler plus intéressant que la culture conventionnelle respectant les PER.


Der Bund fördert den Verzicht auf Herbizide, Wachstumsregulatoren, Insektizide und Fungizide je nach Kultur mit Produktionssystembeiträgen von 250 bis 1400 Franken pro Hektare. Für den Bio-Anbau ergeben sich Förderbeiträge von 1200 bis 2600 Franken pro Hektare.
Doch wann lohnt sich ein Verzicht auf Pestizide? Forschende haben den Bio-Anbau, die Direktzahlungs-Programme «Verzicht auf Herbizide» und «Verzicht auf Pflanzenschutzmittel» (ehemals Extenso) sowie eine Kombination dieser Programme für Winterweizen, Zuckerrüben und Kartoffeln untersucht. Als Vergleich diente der konventionelle Anbau nach ökologischem Leistungsnachweis ÖLN. Analysiert wurde zum einen die Wirtschaftlichkeit der Anbauverfahren und zum anderen der Arbeitszeitbedarf für Feldarbeit und Betriebsführung.
Für die Bewertung der Wirtschaftlichkeit wurde der Ertrag, der Erzeugerpreis sowie die Direktzahlungen für die jeweiligen Massnahmen berücksichtigt, ebenso die Direktkosten für Saatgut, Pflanzenschutzmittel, Dünger und Arbeit. Für Winterweizen ergaben sich trotz Ertragseinbussen klare ökonomische Anreize, keine Herbizide, Wachstumsregulatoren, Insektizide und Fungizide auszubringen. Beim Kartoffelanbau liess sich die Wirtschaftlichkeit bei den angesetzten Erträgen durch den Herbizid-Verzicht im Vergleich zum ÖLN-Anbau steigern, während der Verzicht auf Insektizide keinen wirtschaftlichen Vorteil brachte. Etwas anders sah es für Zuckerrüben aus: Hier war der Verzicht auf Insektizide und Fungizide lohnenswerter als der ÖLN-Anbau, während die Reduktion von Herbiziden sich als ökonomisch herausfordernd erwies. In den Berechnungen dieser Studie erzielte der Bio-Anbau bei allen drei Kulturen eine höhere Wirtschaftlichkeit als der ÖLN-Anbau mit Einsatz von Pflanzenschutzmitteln.
Die Berechnungen des Arbeitszeitbedarfs (Feldarbeit und Betriebsführung) zeigten geringe Auswirkungen der Reduktion bzw. des Verzichts auf Herbizide – ausser wenn eine manuelle Entfernung problematischer Wurzelunkräuter als nötig erachtet wurde. Der Verzicht auf andere Pflanzenschutzmittel (Insektizide, Wachstumsregulatoren und/oder Fungizide) verringerte den gesamten Arbeitszeitbedarf in allen Kulturen im Vergleich zum ÖLN- und Herbizid-reduzierten Anbau.
Der Bio-Anbau hatte in allen drei Kulturen den höchsten Arbeitszeitbedarf für die Feldarbeit, aber den geringsten Arbeitszeitbedarf für die Betriebsführungsarbeiten. Dies liegt daran, dass weniger Zeitaufwand für Pflanzenschutz-relevante Aufgaben benötigt wird, beispielsweise die Planung von Pflanzenschutzarbeiten, der Einkauf von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln und Mineraldüngern, die Lagerkontrollen für Pflanzenschutzmittel, die Feldkontrollen und Aufzeichnungen von Pflanzenschutzanwendungen sowie die Pflanzenschutz-Beratung.

Quelle: Agrarforschung Schweiz

Keywords:
Pestizide, Direktzahlungen Ackerbau

Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
Rödiger M. et al. (2024): How does pesticide reduction affect labour time and profitability? A crop production case study. Agricultural Systems 220. doi.org/10.1016/j.agsy.2024.104101


Link zur Studie (freier Zugang)

Kontaktadresse:
Manika Rödiger
Agroscope, Tänikon
CH-8356 Ettenhausen
manika.roediger@agroscope.admin.ch
Tel: +41 (0)58 46 54755


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