4.11.2024: weitere Publikationen
«Faktencheck Artenvielfalt» für Deutschland: umfassende Analyse des Zustands der Biodiversität
Vérification des informations : analyse complète de l’état de la biodiversité en Allemagne
Christian Wirth et al.
Forschende aus Deutschland haben ihren «Faktencheck Artenvielfalt» präsentiert. Dieser identifiziert Trends und Treiber und gibt konkrete Empfehlungen, um den Verlust der biologischen Vielfalt einzudämmen. Es ist weltweit eines der ersten Beispiele, wie der internationale IPBES-Bericht auf nationaler Ebene umgesetzt werden kann.
Des chercheurs allemands ont présenté leur « bilan factuel de la biodiversité ». Dans un livre, ils identifient les tendances et les moteurs et donnent des recommandations concrètes pour enrayer la perte de diversité biologique. C’est l’un des premiers exemples de mise en œuvre concrète au niveau national du rapport international IPBES.
In kaum einem Land wird so viel zur biologischen Vielfalt geforscht wie in Deutschland. Für den «Faktencheck Artenvielfalt» haben mehr als 150 Wissenschaftler:innen von 75 Institutionen und Verbänden die Erkenntnisse aus über 6000 Publikationen ausgewertet und in einer eigens dafür entwickelten Datenbank zusammengeführt. Um langfristige Entwicklungen zu erkennen, haben sie einen Datensatz von rund 15’000 Trends aus knapp 6200 Zeitreihen erstellt und analysiert.
Der Autorenschaft zufolge ist die Publikation weltweit eines der ersten Beispiele, wie die globalen und regionalen Assessments des Weltbiodiversitätsrates IPBES auf einen nationalen Kontext zugeschnitten werden können, mit dem Ziel, Handlungsoptionen für die konkrete nationale und subnationale Politik aufzuzeigen und zu entwickeln. Vom umfassenden Bericht liegt eine Zusammenfassung für Entscheidungstragende vor.
Die Ergebnisse sind ernüchternd: 60 % der insgesamt 93 untersuchten Lebensraumtypen sind in einem unzureichenden oder schlechten Zustand. Am schlechtesten ist die Qualität bei ehemals artenreichen Äckern und beim Grünland, bei Mooren, Moorwäldern und Quellen.
Klar festgestellt werden konnte, dass der Verlust von Lebensräumen und die Intensivierung der Nutzung von Kulturlandschaften den stärksten negativen Effekt auf die biologische Vielfalt haben. Die Autorenschaft ortet bei der Landwirtschaft denn auch den grössten Hebel für biodiversitätserhaltende Ansätze.
Positive Entwicklungen konnten bei einigen Artengruppen und Lebensräumen festgestellt werden, z. B. durch die Verbesserung der Wasserqualität in den Flüssen und die Förderung natürlicher Strukturelemente in Wäldern und in der Agrarlandschaft. Um eine echte Trendwende zu erreichen, sei es notwendig, mit der Natur zu wirtschaften – und nicht gegen sie. Das könne auch bedeuten, ökologische Folgekosten in Wirtschaftsberichten zu bilanzieren. Vor allem aber müssten biodiversitätsbasierte Landnutzungssysteme entwickelt werden.
Quelle: FEdA
Keywords:
IPBES, Faktencheck, Datenbank, Deutschland
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
Wirth C. et al. (Hrsg). (2024): Faktencheck Artenvielfalt. Bestandesaufnahme und Perspektiven für den Erhalt der biologischen Vielfalt in Deutschland. Oekom Verlag, 1258 S.
Zum Faktencheck (freier Zugang)
Kontaktadresse:
Christian Wirth
Universität Leipzig
Spezielle Botanik und funktionelle Biodiversität
Johannisallee 21
D-04103 Leipzig
cwirth@uni-leipzig.de
Tel: +49 341 97 38591
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