1.10.2024: Forschung CH

Expansion der Agrarflächen gefährdet Klima und Biodiversität

L’expansion des surfaces agricoles menace le climat et la biodiversité



Julia M. Schneider et al.

Die globale Nachfrage nach landwirtschaftlichen Rohstoffen steigt. Ein Landnutzungsmodell identifiziert zukünftig besonders bedrohte Regionen und beleuchtet die potenziellen Auswirkungen der landwirtschaftlichen Expansion auf Klima, Biodiversität und Wirtschaft.

La demande mondiale en matières premières agricoles augmente. Un modèle d’utilisation du sol identifie les régions particulièrement menacées à l’avenir et met en lumière les impacts potentiels de l’expansion de l’agriculture sur le climat, la biodiversité et l’économie.


Bis 2030 werden sich die weltweiten Anbauflächen um schätzungsweise 3,6 Prozent ausdehnen. Ein interdisziplinäres Forschungsteam hat nun untersucht, welche Gebiete weltweit am stärksten durch zukünftige landwirtschaftliche Expansion betroffen sind. Die Forschenden entwickelten dazu ein Landnutzungsmodell, das weltweit die profitabelsten Flächen für eine zukünftige landwirtschaftliche Expansion identifizierte. Dabei berücksichtigt es sowohl sozio-ökonomische als auch agrar-ökologische Kriterien.
Das Entstehen neuer Agrarflächen ist zukünftig vor allem in den Tropen zu erwarten. Weil Ackerfläche viel weniger Kohlenstoff speichert als die ursprüngliche Vegetation, würden laut der Studie die Landnutzungsänderungen langfristig etwa 17 Gigatonnen CO2 freisetzen. Das ist fast die Hälfte der derzeitigen jährlichen CO2-Emissionen weltweit. In den von den Landnutzungsänderungen betroffenen Gebieten würde es ausserdem zu einem starken Rückgang der biologischen Vielfalt kommen. Die Ausdehnung landwirtschaftlicher Flächen wäre also insbesondere für den weltweiten Klimaschutz und die Bemühungen, die Biodiversität zu erhalten, eine besorgniserregende Entwicklung.
Hingegen hätte der Erhalt der Wälder, Feuchtgebiete und der bestehenden Schutzgebiete praktisch keine negativen Auswirkungen auf das Bruttoinlandsprodukt der entsprechenden Regionen oder auf die globale landwirtschaftliche Produktion. Dagegen reduzieren sich die durch die Expansion entstehenden Treibhausgasemissionen jedoch erheblich. Diese Erkenntnis sei insbesondere auch im Kontext der weltweiten Ernährungssicherheit relevant, so die Forschenden.
Allerdings können auch Naturschutzmassnahmen unerwünschte Nebeneffekte haben: Wenn man per Gesetz verhindert, dass sich landwirtschaftliche Flächen in Wälder, Feuchtgebiete und bestehende Schutzgebiete ausdehnen, könnte sich die Expansion der Landwirtschaft überwiegend auf Grasland verschieben. Dies wiederum kann einen negativen Effekt auf die dortige biologische Vielfalt haben.

Quelle: Universität Basel

Keywords:
Landwirtschaft, Ernährungssicherheit, Landnutzungsmodell, Klimaschutz, Wald

Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
Schneider J.M. et al. (2024): Effects of profit-driven cropland expansion and conservation policies. Nature Sustainability. doi.10.5281/zenodo.12505548


Link zur Studie

Kontaktadresse:
Florian Zabel
Universität Basel
Departement Umweltwissenschaften
Klingelbergstrasse 27
CH-4056 Basel
florian.zabel@unibas.ch


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