19.6.2024: Forschung CH

Eine ökologische Infrastruktur für Amphibien

Une infrastructure écologique pour les amphibiens



Helen Moor, Ariel Bergamini, Christoph Vorburger, Rolf Holderegger und Benedikt R. Schmidt

Die Vernetzung spielt eine wichtige Rolle für das Vorkommen und die Besiedlung neuer Teiche durch Amphibien. Idealerweise sollten sich in einem Umkreis von ca. 0.5 km bereits mindestens zwei Populationen derselben Art befinden. Teiche sollten eine Wasserfläche von mindestens 100 m2 haben, temporär trockenfallen oder in offenem Gelände liegen. Um die Ansprüche verschiedener Arten abzudecken, lohnt sich der Bau unterschiedlicher Teichtypen.

La connectivité joue un rôle important pour la présence et la colonisation de nouveaux étangs par les amphibiens. Idéalement, au moins deux populations de la même espèce devraient déjà se trouver dans un rayon d’environ 0,5 km. Les étangs devraient disposer d’une surface d’eau d’au moins 100 m2, s’assécher temporairement ou être situés en terrain ouvert. Pour couvrir les besoins des différentes espèces, il vaut la peine de construire différents types d’étangs.


Der Bau von neuen Teichen ist wahrscheinlich das wichtigste Element zur Verbesserung der ökologischen Infrastruktur für weiherbewohnende Amphibien und generell zur Förderung der aquatischen Artenvielfalt in Schweizer Landschaften. Der Erfolg dieser Massnahme hängt aber davon ab, wo und wie die Teiche angelegt werden.
Basierend auf langfristig erhobenen Daten zum Vorkommen von Amphibien in alten und neu angelegten Teichen im Kanton Aargau konnte nun erstmals detailliert der Einfluss von Teich- und Landschaftsmerkmalen auf die Neubesiedlung von Teichen und auf das langfristige Vorkommen von zwölf Amphibienarten untersucht werden. Unter den zwölf Amphibienarten fanden sich seltene und gefährdete Arten wie die Gelbbauchunke, die Kreuzkröte und die Geburtshelferkröte, aber auch häufige Arten wie die Erdkröte oder der Bergmolch.
Die Resultate zeigten, dass Teiche vor allem dann von Amphibienarten besidedelt werden, wenn sie mit anderen Populationen der gleichen Art vernetzt sind. Einfache Parameter für die Vernetzung, wie der Abstand zur nächsten Nachbarpopulation oder die Dichte von Populationen pro km2 stellten sich als genauso informativ heraus wie komplexere Parameter. Eine gute Vernetzung zwischen Populationen beeinflusst das langfristige Vorkommen in Teichen positiv. Dies deutet darauf hin, dass vor allem neu etablierte Populationen auf wiederholte Einwanderung angewiesen sind, um sich zu stabilisieren. Die räumliche Dichte von Populationen ist deshalb ein wichtiger Faktor für die Standortwahl neuer Teiche: Verglichen mit isolierten Teichen kamen die Zielarten durchschnittlich doppelt so häufig vor, wenn im Umkreis von ca. 0.5 km schon 2 bis 4 Teiche von derselben Art besetzt waren.
Neben der Vernetzung spielen weitere Faktoren eine wichtige Rolle für das Vorkommen und die Besiedlung neuer Teiche. Zum Beispiel werden Teiche oder Gruppen von Teichen mit einer grösseren (>100 m2) Gesamtwasserfläche besser besiedelt und die Arten halten sich auch besser als an Orten mit weniger oder kleineren Teichen. Auch der Anteil von Wald in der Umgebung der Teiche spielt eine Rolle und ob die Teiche regelmässig austrocknen oder nicht. Da verschiedene Arten unterschiedliche Ansprüche haben, braucht es auf der Landschaftsebene eine entsprechende Vielfalt an verschiedenen Teichen, um die Amphibienvielfalt zu fördern.

Quelle: Conservation Biology


Keywords:
Amphibien, ökologische Infrastruktur, Teichdichte, Vernetzung, evidenz-basierter Naturschutz

Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
Moor H., Bergamini A., Vorburger C., Holderegger R. Bühler C., Bircher N., Schmidt B.R. (2024): Building pondscapes for amphibian metapopulations. Conservation Biology, e14165.

Link zur Studie (freier Zugang)

Kontaktadresse:
Benedikt Schmidt, info fauna karch, Bellevaux 51, CH-2000 Neuchâtel
benedikt.schmidt@infofauna.ch
Tel: +41 (0)32 718 36 12


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