19.6.2024: Forschung CH
Nützlingsstreifen in Rebbergen: Positive Effekte und potenzielle Risiken für Wildbienen
Bandes semées pour organismes utiles dans les vignobles : effets positifs et risques potentiels pour les abeilles sauvages
Danja Bättig, Amos a Marca, Paloma Porfido und Katja Jacot
Mehrjährige Nützlingsstreifen in Schweizer Rebbergen wirken sich positiv auf die Artenvielfalt und die Häufigkeit von Wildbienen aus. Die Wildbienen profitieren vor allem von der Blütenvielfalt. Allerdings lässt sich eine Fallenwirkung der Nützlingsstreifen durch die Anwendung schädlicher Pflanzenschutzmittel in den Kulturen nicht ausschliessen.
Les bandes pluriannuelles semées pour organismes utiles dans les vignobles suisses ont un effet positif sur la diversité des espèces et l’abondance des abeilles sauvages. Les abeilles sauvages profitent avant tout de la diversité des fleurs. Toutefois, on ne peut pas exclure un effet de piège de ces bandes dû à l’utilisation de produits phytosanitaires nocifs dans les cultures.
Im letzten Jahrhundert haben viele Rebbaugebiete durch die intensivierte Bewirtschaftung einen massiven Rückgang der Biodiversität erfahren. Mittels Aussaat heimischer Wildblumen in den Fahrgassen können solche Rebberge als Lebensraum wieder aufgewertet werden.
Im Rahmen eines Ressourcenprojekts zur Rebflora untersuchen Forschende die Auswirkungen von mehrjährigen Nützlingsstreifen und von Pflanzenschutzmitteln in Schweizer Weinbergen auf die Wildbienen. In den Jahren 2022 und 2023 waren die Anzahl und die Vielfalt von Wildbienen in Rebbergparzellen mit Nützlingsstreifen höher als in Kontrollparzellen ohne solche Streifen. Dies deutet darauf hin, dass die Nützlingsstreifen einen positiven Einfluss auf Wildbienenpopulationen haben. Die Diversität der Blüten hatte einen signifikant positiven Effekt auf die Diversität der Wildbienen, nicht jedoch die Blütenmenge selbst. Dies unterstreicht die Rolle der Blütenvielfalt in der Unterstützung von Wildbienenpopulationen in Rebbergen.
Es stellt sich aber die Frage, ob eine sogenannte «ökologische Falle» durch Nützlingsstreifen entstehen kann, indem Wildbienen vom Nahrungsangebot angezogen werden, dann aber vermehrt in Kontakt mit potenziell schädlichen Pflanzenschutzmitteln (PSM) gelangen. Die Untersuchungen haben gezeigt, dass PSM ein potenzielles Risiko für Bienen in Rebbergen darstellen könnten. Dies gilt insbesondere in den Nützlingsstreifen, die eine höhere Abundanz an Wildbienen aufweisen.
In Weinbergen mit höherem Gesamtrisiko durch die angewandten PSM (kumulierte Toxizität) wurde in den Parzellen mit Nützlingsstreifen, nicht aber in den Kontrollparzellen, eine tendenzielle Abnahme der Hummelhäufigkeit festgestellt Bei Solitärbienen hingegen nahm die Diversität nur in Rebbergen ohne Nützlingsstreifen ab. Die gleichbleibende Diversität in Rebbergen mit Nützlingsstreifen könnte auf gegensätzliche Ursachen zurückzuführen sein: Von den Streifen könnte eine Fallenwirkung ausgehen, da sie konstant Bienen anlocken, oder die Streifen könnten durch das zusätzliche Blütenangebot die negativen PSM-Effekte ausgleichen. Angesichts dieser Ergebnisse, der Vielfältigkeit von Lebensräumen und Strukturen in Rebbergen und der Mobilität von Wildbienen lässt sich eine Fallenwirkung von Nützlingsstreifen in Rebbergen mit hoher PSM-Intensität nicht ausschliessen.
Das Forschungsprojekt ist noch nicht abgeschlossen. Weitere Resultate und Empfehlungen zur Risikoreduktion rund um das Thema Nützlingsstreifen in Rebbergen werden bis Ende 2025 erwartet.
Quelle: agroscope
Keywords:
Wildbienen, Nützlingsstreifen, Pflanzenschutzmittel, BFF, Rebberg
Art der Publikation:
Masterarbeit
Literatur:
a Marca A. (2023): Flower strips in vineyards: promoting wild bees. Masterarbeit im Studiengang Agrarwissenschaften, ETH Zürich & Agroscope, 31 Seiten.
Porfido P. (2023): Risk of plant protection products to wild bees in vineyards with sown wildflower strips compared to vineyards with natural vegetation. Masterarbeit im Studiengang Umweltwissenschaften, ETH Zürich & Agroscope, 38 Seiten.
https://ira.agroscope.ch/de-CH/publication/55787
https://ira.agroscope.ch/de-CH/publication/55682
Kontaktadresse:
Katja Jacot-Ammann
Agroscope
Reckenholzstrasse 191
CH-8046 Zürich
katja.jacot@agroscope.admin.ch
Tel: +41 (0)58 468 72 13
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