15.5.2003: Forschung CH
Kunstschnee bedroht Artenvielfalt
Peter M. Kammer
Die künstliche Beschneiung von nährstoffarmen und trockenen Grünlandtypen der oberen montanen und subalpinen Stufe der Alpen stellt eine Bedrohung für deren Artenvielfalt dar. Vor allem der zusätzliche Wasser- und Ioneneintrag scheint das Konkurrenzgleichgewicht in den Pflanzengemeinschaften zu beeinflussen.
Die Klimaerwärmung stellt eine Bedrohung für die Schneesicherheit vieler Wintersportorte zwischen 1200 und 1800 m ü.M. in den Alpen dar. Aus diesem Grund versucht man zunehmend, den Wintersport mittels künstlicher Beschneiung zu gewährleisten. Der Kenntnisstand über die Auswirkungen der künstlichen Beschneiung auf die Ökosysteme und besonders auf die Vegetation ist noch sehr lückenhaft. Das Ziel der vorliegenden Studie bestand darin, aufzuzeigen, ob die künstliche Beschneiung zu feststellbaren quantitativen und qualitativen Veränderungen in der floristischen Zusammensetzung von Mähwiesen und Weiden in der oberen montanen und subalpinen Stufe führt. Zu diesem Zweck wurden in Savognin (Schweiz), wo seit 1978 jährlich die Talabfahrt künstlich beschneit wird, zehn Transekte zwischen 1190 und 1780 m ü.M. rechtwinklig zur künstlich beschneiten Skipiste angelegt. Jeder Transekt setzte sich aus zwei bis sechs Aufnahmeflächen im Bereich der beschneiten Piste und aus fünf bis acht Flächen ausserhalb des linken bzw. rechten Pistenrandes zusammen. 1987 (Deckungswerte) und 1988 sowie 2000 (Präsenz/Absenz–Daten) wurden Vegetationserhebungen durchgeführt. Zudem wurde 1988 eine pflanzensoziologische Kartierung des Untersuchungsgebietes vorgenommen. Weiter wurden die Luftdurchlässigkeit und der Ionen-Gehalt der künstlichen Schneedecke gemessen. Die Untersuchungen ergaben, dass die künstliche Beschneiung zu erkennbaren Veränderungen in der floristischen Zusammensetzung und zu einer Abnahme der Artenvielfalt der untersuchten Pflanzengemeinschaften führte. Insbesondere scheint der zusätzliche Wasser- und Ioneneintrag das Konkurrenzgleichgewicht in den Pflanzengemeinschaften zu beeinflussen, wobei die schneller wachsenden Arten von nährstoffreichen, mittelfeuchten Wiesen auf Kosten der weniger kompetitiven Arten von nährstoffärmeren Halbtrockenrasen zunehmen. Es wird gefolgert, dass die künstliche Beschneiung eine ernsthafte Bedrohung für die Artenvielfalt von nährstoffarmen und trockenen Grünlandtypen darstellt.
Keywords:
Alps, nutrient input, species richness, water input, winter sports tourism
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
Kammer P.M. (2002): Floristic changes in subalpine grasslands after 22 years of artificial snowing. Journal for Nature Conservation 10 (2), 109-123.
Kontaktadresse:
Dr. Peter M. Kammer, LLB S1 MNI, Kanton und Universität Bern, Gertrud-Wokerstrasse 5, CH-3012 Bern
kammerpe@sis.unibe.ch
Zurück zur Liste