15.5.2024: Forschung international
Weniger Artenvielfalt führt zu mehr Krankheitserregern
Moins de biodiversité, plus d’agents pathogènes
Magdalena Meyer et al.
Der Verlust von Biodiversität ist nicht nur ein Problem für die Ökosysteme, sondern auch für die Gesundheit des Menschen. So kann ein Rückgang an Artenvielfalt die Ausbreitung von potenziell zoonotischen Krankheitserregern begünstigen.
La perte de biodiversité n’est pas seulement un problème pour les écosystèmes, mais également pour la santé humaine. Ainsi, un recul de la biodiversité peut favoriser une propagation de potentiels agents pathogènes zoonotiques.
Das westafrikanische Land Ghana ist bekannt für seine artenreiche Tierwelt, insbesondere für die Vielfalt an Fledermäusen. Doch der Klimawandel und vermehrte Eingriffe des Menschen in die Natur, etwa durch Abholzung, gefährden die Biodiversität in der Sub-Sahara-Region. Forschungsresultate zeigen nun, dass dies nicht nur massive ökologische Konsequenzen haben kann, sondern auch gesundheitliche.
Forschende haben dazu analysiert, wie sich die Zusammensetzung von höhlenlebenden Fledermausgemeinschaften auf die Verbreitung von Coronaviren auswirkt. Über zwei Jahre hinweg wurden dafür in fünf Höhlen in Ghana mehr als 2300 Fledermäuse auf ihre Artzugehörigkeit untersucht und Kotproben analysiert.
Bekannt ist, dass Viren an potenzielle Wirtsarten unterschiedlich gut angepasst sind und deshalb von diesen in unterschiedlichem Masse übertragen werden können. Die Untersuchung hat gezeigt, dass in weniger vielfältigen Fledermausgemeinschaften nur die besonders störungstoleranten Arten noch häufig anzutreffen waren. Ausgerechnet diese gehören zu den Arten, die anfälliger für die untersuchten Viren sind und diese gut übertragen. Als Folge davon stieg das Infektionsrisiko innerhalb der gesamten Fledermauskolonie. Beobachtet wurde dieses Phänomen unter anderem für zwei besondere Coronaviren-Varianten: für die sogenannte Alpha-CoV 229E-like Variante, die einem menschlichen Erkältungsvirus ähnelt, sowie für die Variante Beta-CoV 2b, die mit dem SARS-Erreger verwandt ist.
Die Ergebnisse stützen das sogenannte One Health-Konzept. Dieses besagt, dass es eine enge Verbindung zwischen Umweltschutz, Tiergesundheit und menschlicher Gesundheit gibt. Veränderungen in der Artenzusammensetzung von Wildtieren – ausgelöst durch menschliche Störungen in ihren Lebensräumen – könnten die Verbreitung von Krankheitserregern begünstigen.
Der Schutz von Fledermäusen ist aber auch aus ökologischen Gründen wichtig, denn diese vielfältige Organismengruppe erbringt vielfältige Ökosystemleistungen: Sie regulieren Insektenpopulationen, bestäuben Pflanzen und verbreiten deren Samen. Der Erhalt und Schutz ihrer Lebensräume ist somit von entscheidender Bedeutung für die Integrität der Ökosysteme und trägt gleichzeitig zur Vorbeugung von Pandemien bei.
Quelle: Universität Ulm
Keywords:
Ökosystemleistungen, Gesundheit, One Health, Zoonose, Coronaviren
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
Meyer M., Melville D.W., Baldwin H.J. et al. (2024): Bat species assemblage predicts coronavirus prevalence. Nature Communications 15, 2887. doi.org/10.1038/s41467-024-46979-1.
Link zur Studie (freier Zugang)
Kontaktadresse:
Dr. Magdalena Meyer
Institut für Evolutionäre Ökologie und Naturschutzgenomik
Universität Ulm
Albert-Einstein Allee 11
D-89069 Ulm
magdalena.meyer@uni-ulm.de
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