15.5.2024: Forschung CH
Klimawandel und längere Umtriebszeiten verändern Biodiversität in Schweizer Buchenwäldern
Changement climatique et période de révolution ont modifié la biodiversité des hêtraies en Suisse
Daniel Scherrer et al.
Die Zusammensetzung der Pflanzenarten in Schweizer Buchenwäldern hat sich während der letzten 75 Jahre verändert. Ein wichtiger Einflussfaktor ist die Klimaerwärmung. Die Reifung und Verdunkelung der Bestände aufgrund verlängerter Umtriebszeiten führte zudem zu einer Verringerung der Artenvielfalt einzelner Standorte. Stickstoffeintrag und saurer Regen zeigten nur einen minimalen Effekt auf die Veränderung der Artenzusammensetzung.
La composition des espèces végétales dans les forêts de hêtres de Suisse s’est modifiée au cours de 75 dernières années. Le réchauffement climatique exerce une importante influence. La maturation et l’obscurcissement des peuplements en raison de périodes de révolution plus longues ont en outre entraîné une réduction de la biodiversité sur certains sites. Les apports d’azote et les pluies acides n’ont eu qu’un effet minime sur la modification de la composition en espèces.
Artenzusammensetzung und Struktur der Schweizer Wäldern haben sich im letzten Jahrhundert stark verändert. Das Fehlen historischer Umweltdaten erschwert aber den Nachweis von Langzeiteffekten. Die Integration dreier Datenquellen ermöglichte es, die ökologischen Veränderungen von Schweizer Buchenwäldern und deren assoziierten Umwelttreibern sichtbar zu machen. Dazu gehören alte und neue Vegetationsaufnahmen, abgeleitete ökologische Indikatorwerte für Gefässpflanzen sowie Daten zur Intensität von natürlichen oder waldbaulichen Störungen dieser Waldstandorte.
Die Resultate zeigen insgesamt ein komplexes Zusammenspiel zwischen Bewirtschaftung, natürlicher Dynamik und globalen Umweltveränderungen in mitteleuropäischen Buchenwäldern. Die Veränderungen in der Vegetation während der letzten 75 Jahre gaben einen klaren Hinweis auf Verschiebungen der Umweltbedingungen. Ein Signal der Klimaerwärmung war an allen Standorten zu erkennen, während die Auswirkungen von Stickstoffeinträgen und saurem Regen in den untersuchten Waldökosystemen von geringerer Bedeutung sind.
Die Analysen zeigen zudem einen signifikanten Rückgang der lokalen Artenvielfalt auf ungestörten Standorten innerhalb von 75 Jahren, jedoch Stabilität auf gestörten Standorten. Der Rückgang der lokalen Artenvielfalt auf ungestörten Standorten ist hauptsächlich auf eine reduzierte Lichtverfügbarkeit zurückzuführen: Ehemals bewirtschaftete Wälder, die nicht mehr intensiv genutzt werden, reiften und verdunkelten sich, was zu einer Verarmung der Kraut- und Strauchschicht führte. Es kann weitere Jahrzehnte dauern, bis die natürliche Dynamik und Mortalität die Bestände wieder aufhellt und somit Arten- und Strukturvielfalt signifikant fördert – eine wichtige Erkenntnis für die Biodiversität in Naturwaldreservaten, die alle aus Wirtschaftswäldern hervorgegangen sind.
Die Waldbestände zeigten insgesamt keinen Trend zu einer Homogenisierung der Vegetation – im Gegensatz zu den Wiesen und Weiden des Offenlands. Dies ist möglicherweise das Ergebnis kleinräumiger waldbaulicher Massnahmen und der natürlichen Dynamik, die beide einer Homogenisierung entgegenwirken.
Quelle: WSL
Keywords:
Waldwirtschaft, natürliche Dynamik, Buchenwälder, Klimawandel, Stickstoff
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
Scherrer D., Lüthi R., Bugmann H., Burnand J., Wohlgemuth T., Rudow A. (2024): Impacts of climate warming, pollution, and management on the vegetation composition of Central European beech forests. Ecological Indicators 160, 111888. doi.org/10.1016/j.ecolind.2024.111888
Link zur Studie (freier Zugang)
Kontaktadresse:
Daniel Scherrer
Eidg. Forschungsanstalt WSL
Zürcherstrasse 111
CH-8903 Birmensdorf
daniel.scherrer@wsl.ch
Tel: +41 (0)44 739 2937
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