26.3.2024: Forschung CH

Alpenpflanzen im Klimawandel: Lücken im länderübergreifenden Schutzgebietsnetz identifiziert

Plantes alpines face au changement climatique : lacunes identifiées dans le réseau transfrontalier des espaces protégés



Yohann Chauvier-Mendes et al.

Der Klimawandel wird die Verbreitungsgebiete von Alpenpflanzen verändern. Die Planung von Schutzgebieten sollte dem Rechnung tragen. Eine Karte zeigt nun, wo die Alpenländer solche Gebiete erweitern und ergänzen sollten, um die Vielfalt der Alpenpflanzen im Alpenraum zu bewahren.

Le changement climatique va modifier les aires de répartition des plantes alpines. La planification des espaces protégés devrait en tenir compte. Une carte montre désormais où de telles zones devraient être étendues et complétées dans les pays alpins pour la conservation de la diversité de leurs plantes alpines.


Die Alpen sind eine der grössten naturnahen Regionen Europas. Sie beherbergen etwa ein Drittel der gesamten Flora Westeuropas. 400 Pflanzenarten leben ausschliesslich in den Alpen. Diese Biodiversität ist allerdings bedroht. Der Klimawandel führt dazu, dass viele Pflanzenarten ihr Verbreitungsareal anpassen müssen, um auch in Zukunft geeignete Bedingungen vorzufinden – in den meisten Fällen in die Höhe. Das bedeutet, dass viele von ihnen sich dabei möglicherweise aus Schutzgebieten heraus bewegen. Dadurch könnten zurzeit geschützte Gebiete an Bedeutung verlieren und ausserhalb von ihnen neue Biodiversitäts-Hotspots entstehen.
Um herauszufinden, wie sich die Biodiversität der Alpenregion verändern wird, und um eine theoretisch optimale Verteilung von Schutzgebieten planen zu können, erstellten Forschende Verbreitungskarten von Pflanzenarten – zum einen unter heutigen Klima- und Landnutzungsbedingungen, zum anderen unter solchen, die für die Jahre 2050 und 2080 erwartet werden. Dabei wurde nicht nur die Anzahl von Arten betrachtet, sondern auch wie einzigartig jede einzelne in Bezug auf ihre genetische Geschichte und ökologische Rolle ist.
In diese Karten trugen sie bereits existierende Schutzgebiete ein. Darauf aufbauend ermittelten sie mit Hilfe von Naturschutzplanungs-Simulationen Gebiete, die den Schutz der Pflanzen-Biodiversität im Alpenraum am besten erweitern und ergänzen – heute, 2050 und 2080. Dazu ergänzten und erweiterten die Forschenden das Mosaik der Schutzgebiete von 18 auf 35 Prozent der Alpenfläche.
Gemäss den Simulationen müsste die Schweiz über den gesamten Höhegradienten die meisten neuen Flächen einrichten, da sie im Vergleich zu ihren Nachbarn insgesamt am wenigsten davon hat. In den anderen Ländern sind es vor allem bestimmte Höhenlagen, die mehr Schutzgebiete benötigen, wie die mittleren Höhenlagen in Österreich und die Tallagen in Frankreich und Deutschland. In diesem Zusammenhang zeigt die Analyse einen weiteren, wichtigen Punkt auf: In den Alpen müsste der Schutz länderübergreifend koordiniert werden, damit er optimal wirkt. Das ist zurzeit nicht für alle Alpenländer der Fall.

Quelle: WSL

Keywords:
Alpen, Ökologische Infrastruktur, Schutzgebiete, Vernetzung, Klimawandel

Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
Chauvier-Mendes Y. et al. (2024): Transnational conservation to anticipate future plant shifts in Europe. Nature Ecology & Evolution. doi: 10.1038/s41559-023-02287-3


Link zur Studie (freier Zugang)

Kontaktadresse:
Yohann Chauvier-Mendes
Eidgenössische Forschungsanstalt WSL
CH-8903 Birmensdorf
yohann.chauvier@wsl.ch


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