26.3.2024: Forschung international

Berücksichtigung von wachsendem Wohlstand und zunehmendem Verlust von Ökosystemen macht Ökosystemleistungen viel wertvoller

La prise en compte de l’ augmentation de la prospérité et de la perte d’écosystèmes rend les services écosystémiques beaucoup plus précieux



Moritz Drupp et al.

Derzeit suchen Regierungen weltweit neue Ansätze, um den Nutzen und den Wert von Ökosystemen angemessen zu bewerten. Dies soll helfen, die Konsequenzen von Naturzerstörung in politischen Entscheidungsprozessen sichtbarer zu machen. Ein internationales Forschungsteam hat nun einen neuen Berechnungsansatz vorgeschlagen.

Actuellement, les gouvernements du monde entier cherchent de nouvelles approches pour évaluer le bénéfice et la valeur des écosystèmes. Cela devrait contribuer à augmenter la visibilité des conséquences de la destruction de la nature dans les processus de décision politiques. Une équipe de recherche internationale vient de proposer une nouvelle méthode de calcul.


Weltweit gehen Tier- und Pflanzenarten und deren Lebensräume teils in schwindelerregendem Tempo verloren – und mit ihnen die Ökosystemleistungen, die sie erbringen. Zu diesen Leistungen gehören das Filtern von Luft und Wasser, das Bestäuben von Nutzpflanzen, der Erholungswert für Menschen oder der Existenzwert von Lebewesen. Um diese Ökosystemleistungen in Kosten-Nutzen-Analysen besser abbilden zu können, rechnen Staaten die Leistungen der Natur zum Teil in Geldwerte um (Monetarisierung). Dass die Werte von Biodiversität in Planungsprozesse integriert werden müssen, hat die Staatengemeinschaft bereits im Jahr 2010 auf der 10. Weltbiodiversitätskonferenz in Japan beschlossen.
Doch die vorhandenen Methoden zur Monetarisierung von Ökosystemleistungen greifen zu kurz. Denn in bisherigen Rechenmethoden wird lediglich der heutige finanzielle Gegenwert von Ökosystemleistungen einbezogen. Tatsächlich aber steigt die Wertschätzung für Natur mit der Zeit. Die Studie stellt Regierungen nun eine Formel zur Verfügung, mit denen die zukünftigen Werte von knappen Ökosystemleistungen abgeschätzt und in Entscheidungen berücksichtigt werden können.
Zwei Faktoren bestimmen diese Wertanpassung massgeblich. Zum einen die Annahme, dass das Einkommen und mit ihm der Wohlstand der Weltbevölkerung steigen werden: schätzungsweise um jährlich zwei Prozent. Mit steigendem Wohlstand sind Menschen bereit, mehr Geld in den Erhalt der Natur zu investieren. Zum anderen werden die Ökosystemleistungen wertvoller, je seltener die Ökosysteme werden. Dass knappe Güter teurer werden, ist ein fundamentales Prinzip in den Wirtschaftswissenschaften – und es greift auch hier. Denn angesichts der derzeitigen Entwicklung muss man damit rechnen, dass der Verlust von Biodiversität weiter voranschreiten wird.
Werden diese Faktoren berücksichtigt, muss der Wert von Ökosystemleistungen in heutigen Kosten-Nutzen-Analysen sehr viel höher angesetzt werden; nach der neu entwickelten Formel allein um mehr als 130 Prozent, wenn lediglich das steigende Einkommen über die kommenden 100 Jahre berücksichtigt wird. Die Wertanpassung aufgrund des Verlustes von Ökosystemen fällt nochmals höher aus.

Quelle: Universität Hamburg

Keywords:
Ökosystemleistungen, Ökonomie, Kosten-Nutzen-Analysen

Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
Drupp M.A. et al. (2024): Accounting for the increasing benefits from scarce ecosystems. Science 383, 1062-1064. DOI: 10.1126/science.adk2086


Link zur Studie

Kontaktadresse:
Moritz Drupp
Universität Hamburg
Exzellenzcluster «Climate, Climatic Change, and Society»
Von-Melle-Park 5
D-20146 Hamburg
moritz.drupp@uni-hamburg.de


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