7.2.2024: Forschung CH

Freiräume in sozial benachteiligten Stadtvierteln haben eine tiefere ökologische Qualität

Les espaces ouverts dans les quartiers socialement défavorisés ont une qualité écologique plus faible



Benjamin Guinaudeau, Mark Brink, Beat Schäffer und Martin A. Schlaepfer

Urbane Erholungsräume mit "blau-grünen" Elementen, ökologisch wertvolle aquatische und terrestrische Lebensräume, spielen eine entscheidende Rolle für die Lebensqualität und Nachhaltigkeit in Städten. Für die Stadt Genf wurden die Eigenschaften verschiedener Typen von Erholungsräumen mit sozio-ökonomischen Daten kombiniert. Dabei zeigte sich, dass wenig lärmbelastete und natürliche blau-grüne Flächen in sozial benachteiligten Stadtvierteln deutlich weniger häufig vorkommen.

Les espaces de loisirs urbains comportant des éléments « bleu-verts », des habitats aquatiques et terrestres précieux, jouent un rôle décisif dans la qualité de vie et la durabilité des villes. Pour la ville de Genève, les caractéristiques de différents types d’espaces de loisirs ont été combinées avec des données socio-économiques. Il en est ressorti que les espaces bleu-vert naturels et peu bruyants sont nettement moins fréquents dans les quartiers socialement défavorisés.


Blau-grüne Lebensräume in Städten können sowohl die biologische Vielfalt als auch das menschliche Wohlbefinden fördern. Kühleffekte, Hochwasserschutz, Entspannung, Freizeitaktivitäten, geselliges Beisammensein und Naturbeobachtungen sind wichtige Ökosystemleistungen. Der Beitrag der terrestrischen und aquatischen Lebensräume zur Gesundheit und zum Wohlbefinden hängt dabei nicht nur von ihrer Verfügbarkeit und Zugänglichkeit ab, sondern auch von ihrer ökologischen Qualität (z.B. Geräuschkulisse, Natürlichkeit).
Eine Untersuchung in Genf hat aufgedeckt, dass 89% der Einwohnerinnen und Einwohner in einem Umkreis von 300 m von der nächsten Grünfläche leben. Die pro Kopf zugänglichen Flächen waren jedoch in Bezug auf die Qualität sehr unterschiedlich. Bewohnerinnen und Bewohner von sozial benachteiligten Stadtteilen hatten deutlich weniger Zugang zu ruhigen und natürlichen sowie grossen Flächen als jene in privilegierten Quartieren. Insbesondere die Anwendung eines Lärmschwellenwerts (< 45 dB), der in der in der allgemeinen Wahrnehmung als ruhig gilt, zeigte sich dabei als effektiver Indikator.
Dieser Ansatz lässt sich auch auf andere Städte übertragen. Die Forschenden schlagen vor, den Zugang zu hochwertigen blau-grünen Flächen als zusätzlichen Indikator für die soziale städtische Nachhaltigkeit zu verwenden.

Quelle: Universität Genf


Keywords:
Ökosystemleistungen, städtische Grünflächen, Umweltgerechtigkeit, blau-grüne Infrastruktur

Art der Publikation:
Fachpublikation

Link zur Publikation (freier Zugang)

Kontaktadresse:
Martin Schlaepfer
Senior Lecturer – Institute of Environmental Sciences, University of Geneva and Coordinator GE-21
University of Geneva
Boulevard Carl-Vogt 66
CH-1205 Geneva

martin.schlaepfer@unige.ch
Tel: +41 (0) 22 379 08 01


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