13.12.2023: Forschung international
Sonderausgabe Lichtverschmutzung: Bereits wenig künstliches Licht beeinträchtigt ganze Ökosysteme
Numéro spécial sur la pollution lumineuse : des écosystèmes entiers perturbés même par une petite quantité de lumière artificielle
Myriam Hirt et al.
Bisher fokussierten Studien zu den Auswirkungen der Lichtverschmutzung vorwiegend auf die menschliche Gesundheit oder auf einzelne Arten und weniger auf das Zusammenspiel von Arten in Ökosystemen. Die Sonderausgabe der Fachzeitschrift «Philosophical Transactions of the Royal Society B» legt den Fokus auf die Auswirkungen der Lichtverschmutzung auf ganze Ökosysteme und Interaktionen von Arten. Bereits geringe Mengen künstlichen Lichts können Artengemeinschaften und Ökosysteme fundamental stören.
Jusqu’à présent, les études sur les effets de la pollution lumineuse se sont principalement concentrées sur la santé humaine ou sur certaines espèces, et moins sur l’interaction des espèces dans les écosystèmes. Le numéro spécial de la revue spécialisée «Philosophical Transactions of the Royal Society B» met l’accent sur les effets de la pollution lumineuse sur des écosystèmes entiers et sur les interactions entre espèces. Même de faibles quantités de lumière artificielle peuvent perturber fondamentalement des communautés et des écosystèmes.
Weltweit nimmt künstliche Beleuchtung zu – auch der Nachthimmel wird damit immer heller. Die Lichtverschmutzung unterbricht die natürlichen Lichtzyklen, die im Laufe der Erdgeschichte weitgehend konstant waren. Diese Zyklen sind für Organismen, die auf Licht als Energie- und Informationsquelle angewiesen sind, lebenswichtig.
Bislang konzentrierten sich Studien, die die Auswirkungen von Lichtverschmutzung untersucht haben, vorwiegend auf die menschliche Gesundheit oder auf einzelne Arten. Eine Sonderausgabe der Fachzeitschrift «Philosophical Transactions of the Royal Society B» legt den Fokus deshalb auf die Auswirkungen der Lichtverschmutzung auf ganze Ökosysteme und Interaktionen von Arten.
Die verschiedenen Studien zeigen, dass selbst geringe Intensitäten der Lichtverschmutzung (weniger als bei Vollmond) tiefgreifende Auswirkungen haben können, und zwar nicht nur auf das Verhalten und die physiologischen Reaktionen einzelner Arten, sondern auch auf komplexeren Ebenen, etwa in Lebensgemeinschaften und ökologischen Netzwerken. Ein Beispiel ist die Verschiebung der Aktivität von tagaktiven und dämmerungsaktiven Arten. Bei Räuber-Beute-Interaktionen können die grösseren Überschneidungen zu erhöhten Aussterberisiken bei nachtaktiven Arten führen. Die Auswirkungen von künstlichem Licht betrifft sogar unterirdische Bodengemeinschaften und beeinflusst die Bodenatmung sowie die Effizienz der Kohlenstoffnutzung.
Eine der Studien untersuchte, wie künstliches Licht indirekte Kaskadeneffekte hervorruft, die sich auch auf den Menschen auswirken. So kann künstliches Licht bei Nacht zum Beispiel die Häufigkeit und das Verhalten von Stechmücken beeinflussen. Die Studie zeigt, dass künstliches Licht zu Veränderungen in der zeitlichen Abfolge wichtiger Verhaltensweisen der Mücken führt, wie der Wirtssuche, der Paarung und der Flugaktivität. Dies könnte Folgen für die Übertragung von Infektionskrankheiten haben.
Quelle: vbio.de
Keywords:
Lichtverschmutzung, Interaktionen, Ökosystemfunktionen
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
Hirt M.R., Evans D.M., Miller C.R., Ryser R. (2023): Light pollution in complex ecological systems. Philosophical Transactions of the Royal Society B, 378(1892), 20220351.
Link zur Einleitung der Sonderausgabe (freier Zugang)
Kontaktadresse:
Myriam R. Hirt
German Centre for Integrative Biodiversity Research (iDiv)
Halle-Jena-Leipzig
Puschstr. 4
D-04103 Leipzig
myriam.hirt@idiv.de
Zurück zur Liste