30.10.2023: Forschung CH

Erfolgsfaktoren für die Aufwertung von Grünland

Efficacité des méthodes de restauration des prairies de fauche



Daniel Slodowicz, Raphaël Arlettaz und Jean-Yves Humbert

Die Herkunft des Saatguts spielt eine entscheidende Rolle bei der Wiederherstellung von artenreichen Wiesen. Die für die Ansaat erforderliche Bodenbearbeitung muss sich dabei nicht negativ auf die bodenbewohnende Invertebratengemeinschaft auswirken. Wird Mahdgut für die Ansaat verwendet, können zahlreiche Wirbellose erfolgreich angesiedelt werden.

L’origine des semences joue un rôle déterminant dans la restauration de prairies riches en espèces. Le travail du sol nécessaire au réensemencement n’a pas forcément un effet négatif sur la communauté d’invertébrés vivant dans le sol. Si l’enherbement direct est utilisé pour l’ensemencement, de nombreux invertébrés peuvent être introduits avec succès.


In den Tallagen der Schweiz gibt es nur noch wenig Grünland mit ökologischer Qualität. Um eine funktionsfähige Ökologische Infrastruktur aufzubauen, müssen Wiesen aktiv wiederhergestellt werden. Wie dies optimal funktioniert, wurde im Rahmen einer Doktorarbeit untersucht, die 2022 aufgrund ihrer Relevanz für die Naturschutzpraxis mit dem Hintermann & Weber Forschungspreis ausgezeichnet wurde. IBS berichtete bereits am 13. Dezember 2022 darüber. Nun sind alle Kapitel in renommierten wissenschaftlichen Zeitschriften erschienen – Grund genug, das Thema nochmals aufzugreifen.
Die Literatursynthese zur Wiederherstellung mesophiler Wiesen in Europa ergab, dass die Samenquelle ein entscheidender Faktor für eine vielfältige und stabile Pflanzengemeinschaft ist. Die Bodenbearbeitungsintensitäten und Ansaatmethoden zeigen keine signifikanten Unterschiede in ihrer Wirksamkeit auf die Renaturierung. Die Studie identifizierte ferner Forschungslücken (z. B. kaum Untersuchungen zu Wirbellosen, fehlende Langzeituntersuchungen und Grossräumigkeit in Renaturierungsexperimenten).
In einem gross angelegten Experiment im Schweizer Mittelland wurden zudem verschiedene Aufwertungsmethoden getestet, darunter die Mahdgutübertragung, die Ansaat von kommerziellem Handelssaatgut und die Ansaat von Saatgut, das in einer artenreichen Spenderwiese gewonnen wurde. Die Massnahmen erfolgten auf vorher gepflügten oder geeggten Wiesen.
Die Ergebnisse zeigen unter anderem die Vorteile der Mahdgutübertragung: Bei dieser Methode werden auch Wirbellose verfrachtet, insbesondere wenn die Spenderwiese mit einem Balkenmäher gemäht und das Heu mit einem Ladewagen übertragen wird. Die auf dem Boden lebenden Laufkäfer- und Spinnengemeinschaften kehrten trotz Bodenbearbeitung ein Jahr nach der Wiederherstellung in ihren ursprünglichen Zustand zurück. Eggen und Pflügen können daher bei der Wiederherstellung artenarmer Wiesen angewendet werden, ohne die bodenbewohnenden Wirbellosen zu beeinträchtigen.
Alle getesteten Aufwertungsmethoden erhöhten die Pflanzenvielfalt nach zwei Jahren signifikant. Durch aktive Aufwertung lässt sich demnach die Biodiversität in landwirtschaftlichen Flächen effektiv fördern. Das Feldexperiment wird über vier weitere Jahre (2023 - 2026) fortgesetzt, um Langzeiteffekte zu untersuchen und mehr Wirbellosengruppen miteinzubeziehen.

Quelle: Universität Bern


Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
Slodowicz D., Auberson C., de Carvalho E.F., Angeleri R., Stańska M., Hajdamowicz I., Kurtogullari Y., Roth R., Rossier L., Enz G., Humbert J.-Y., Arlettaz R. (2023): No detrimental effects of soil disturbance resulting from grassland restoration operations on above ground‐dwelling invertebrate communities. Restoration Ecology 31:e13860.
Slodowicz D., Durbecq D., Ladouceur E., Eschen R., Humbert J.-Y., Arlettaz R. (2023): The relative effectiveness of different grassland restoration methods: A systematic literature search and meta-analysis. Ecological Solutions and Evidence 4:e12221.
Stöckli A., Slodowicz D., Arlettaz R., Humbert J.-Y. (2021): Transfer of invertebrates with hay during restoration operations of extensively managed grasslands in Switzerland. Journal of Insect Conservation 25, 189-194.

https://www.cb.iee.unibe.ch/unibe/portal/fak_naturwis/d_dbio/b_ioekev/abt_cb/content/e58880/e539328/e807315/e1383607/Slodowiczetal2023Effectsofsoildisturbanceonaboveground-dwellinginvertebrate_eng.pdf
https://www.cb.iee.unibe.ch/unibe/portal/fak_naturwis/d_dbio/b_ioekev/abt_cb/content/e58879/e337551/e1322305/e1371998/Slodowicz_EcoSolEvi2023_eng.pdf
https://www.cb.iee.unibe.ch/unibe/portal/fak_naturwis/d_dbio/b_ioekev/abt_cb/content/e58879/e337551/e1033559/e1048667/Stockli_JInsCon2021_eng.pdf

Link zum Forschungsprojekt

Kontaktadresse:
Jean-Yves Humbert
University of Bern
Institute of Ecology and Evolution
Baltzerstrasse 6
3012 Bern

jean-yves.humbert@unibe.ch
Tel: +41 (0)31 684 45 14


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