30.10.2023: Forschung CH
Äcker als Lebensraum für Wildbienen
Les terres arables en tant qu‘habitats pour les abeilles sauvages
Philippe Tschanz et al.
Wildbienen leben in Äckern vor allem in den Feldrändern. Die Nestdichte wird vom Anteil Offenboden und der Nähe zu Biodiversitätsförderflächen positiv beeinflusst. Massnahmen zur Verringerung der Feldgrösse und der Pflanzendecke wirken sich daher positiv auf Wildbienen aus.
Les abeilles sauvages vivent sur les terres arables, surtout dans les bordures des champs. La densité des nids est influencée positivement par la proportion de sol ouvert et la proximité de surfaces de promotion de la biodiversité. Les mesures visant à réduire la taille des champs et la couverture végétale ont donc un effet positif sur les abeilles sauvages.
Am Boden nistende Wildbienen sind für die Bestäubung von Wildpflanzen und Nutzpflanzen und damit für das menschliche Wohlergehen von grosser Bedeutung. Es ist allerdings wenig darüber bekannt, welche Rolle Äcker als potenzielle Nisthabitate spielen und wie sich die landwirtschaftliche Bewirtschaftung auswirkt.
Um dies zu ändern, haben Forschende in der Südwestschweiz die Verteilung der Nester von bodenbrütenden Wildbienen in 25 Getreidefeldern erhoben. In allen Feldern wird auf den Einsatz von Insektiziden verzichtet. In 12 Äckern kommt regelmässig der Pflug zum Einsatz, 13 Äckern werden pfluglos bewirtschaftet (Direktsaat). In jedem Feld wurden Nester entlang von acht Transekten quantifiziert und die Vegetationsdecke und Bodeneigenschaften an Neststandorten und Standorten ohne Nester gemessen.
Die Forschenden konnten insgesamt 15 Wildbienenarten nachweisen. Die Nestdichte lag zwischen 0 bis 400 Nester pro Hektare und unterschied sich nicht signifikant zwischen den beiden Bodenbearbeitungssystemen. Mit zunehmender Entfernung vom Feldrand nahm die Nestdichte exponentiell ab. Der Anteil an kahlem Boden beeinflusste die Nestdichte positiv. Nester traten in einem breiten Spektrum von Bodenbeschaffenheiten auf und nahmen tendenziell mit der Schüttdichte und dem Sandgehalt des Bodens zu. Darüber hinaus nahm die Nestdichte tendenziell mit dem Anteil und der Nähe zu Biodiversitätsförderflächen in der umgebenden Landschaft zu.
Die Resultate deuten darauf hin, dass insektizidfreie Ackerflächen unabhängig von der Art der Bodenbearbeitung von verschiedenen bodenbrütenden Bienenarten als Nistplätze genutzt werden, darunter auch wichtige Bestäuber von Kulturpflanzen. Die Konzentration von Nestern entlang von Feldrändern zeigt, dass Anreize zur Beibehaltung kleiner Feldgrössen und zur Erhöhung der Dichte an Saumbiotopen ein grosses Potenzial zur Förderung von Nistplätzen für bodenbrütende Bienen in landwirtschaftlich genutzten Landschaften haben. Meliorationen, welche die Vergrösserung der Parzellen zum Ziel haben, dürften sich daher ohne weitreichende Ausgleichsmassnahmen negativ auf Wildbienen auswirken. Darüber hinaus bieten Massnahmen zur Verringerung der Pflanzendecke (z. B. durch grössere Reihenabstände) eine vielversprechende Möglichkeit zur Förderung von Nistmöglichkeiten in Ackerbauflächen, insbesondere, wenn Biodiversitätsförderflächen von hoher ökologischer Qualität vor Ort verfügbar sind.
Quelle: Journal of Applied Ecology
Keywords:
Wildbienen, Landwirtschaft, Äcker, Saumbiotope, Biodiversitätsförderflächen
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
Tschanz P., Vogel S., Walter A., Keller T., Albrecht M. (2023): Nesting of ground-nesting bees in arable fields is not associated with tillage system per se, but with distance to field edge, crop cover, soil and landscape context. Journal of Applied Ecology 60, 158169. https://doi.org/10.1111/1365-2664.14317
Link zur Publikation (freier Zugang)
Kontaktadresse:
Philippe Tschanz
Agroscope
Reckenholzstrasse 191
CH-8046 Zürich
philippe.tschanz@agroscope.admin.ch
Zurück zur Liste