26.9.2023: weitere Publikationen

So steht es um die Biodiversität im Kanton Graubünden

Situation de la biodiversité dans le canton des Grisons



Kanton Graubünden

Der Kanton Graubünden hat das Wissen zu seiner Biodiversität zusammengetragen, gebündelt und analysiert. Der fachlich breit abgestützte Bericht «Biodiversität in Graubünden 2022» zeigt, dass genügend Wissen vorhanden ist, um eine kantonale Biodiversitätsstrategie zu erarbeiten. Vier Herausforderungen stehen im Zentrum für den Erhalt und die Förderung des Bündner Naturkapitals.

Le canton des Grisons a collecté, regroupé et analysé les connaissances sur la biodiversité. Le rapport sur la biodiversité dans les Grisons en 2022 (Biodiversität in Graubünden 2022, en allemand) a bénéficié d’un large soutien professionnel. Il montre que suffisamment de connaissances sont disponibles pour élaborer une stratégie cantonale en matière de biodiversité. Quatre défis sont au cœur de la préservation et de la promotion du capital naturel des Grisons.


Als Ausgangspunkt für die Entwicklung einer Biodiversitätsstrategie hat der Kanton Graubünden erstmals das verstreute Wissen über den Zustand und die Entwicklung seiner Biodiversität analysiert und veröffentlicht. Mit 578 Seiten handelt es sich um den umfassendsten und detailliertesten kantonalen Zustandsbericht der Schweiz. Dieser basiert auf Daten- und Dokumentenanalysen auf nationaler und kantonaler Ebene sowie auf 49 Fachexpertisen von Expertinnen und Experten mit regionalem und lokalem Wissen. 76 Fachpersonen und die kantonale Fachgruppe Biodiversität haben Daten beigetragen und/oder Inhalte geprüft. Die kantonalen Ämter konnten die Inhalte ergänzen. Ein externer Review bei ausgewiesenen Fachpersonen diente der Qualitätssicherung.
Der Bericht ist in vier Oberkapitel unterteilt: Lebensräume, Artenvielfalt, genetische Vielfalt und Vernetzung. Jedes Kapitel dokumentiert den Ist-Zustand und streicht die Bündner Verantwortung heraus, wobei die Datengrundlage und Wissenslücken transparent ausgewiesen sind. Die bisherigen Erfolge bei der Erhaltung werden ebenso beleuchtet wie die Herausforderungen. Mögliche Chancen und Risiken werden im Hinblick auf die zukünftigen Handlungen der Akteure im Kanton Graubünden skizziert.
Viele Lebensraumtypen sind in Graubünden im Vergleich zur übrigen Schweiz noch in einem ökologisch überdurchschnittlich guten Zustand. Das gilt nicht nur für die alpinen und nivalen Lebensräume (u.a. Gebirgsmagerrasen, Zwergstrauchheiden, Gesteinsfluren), sondern auch für den Wald sowie für die Wiesen und Weiden der landwirtschaftlichen Nutzfläche (insbesondere in den Bergzonen 3 und 4, in denen 80% der Betriebe in Graubünden liegen) und das Sömmerungsgebiet (Vorweiden, Allmenden, Alpen). Der einzige Nationalpark der Schweiz mit seiner vom Menschen weitgehend unbeeinflussten Biodiversität liegt in Graubünden. Das gilt auch für 35% aller Trockenwiesen und -weiden von nationaler Bedeutung (davon rund ein Drittel auf der landwirtschaftlichen Nutzfläche).
Die grössten Defizite wurden bei den wassergebundenen Lebensräumen (Flüsse, Bäche, Seen, Auen, Moore, Kleingewässer) festgestellt. Sehr viele davon abhängige Arten (Fische, Gewässerinsekten, Amphibien, Libellen) sind in einer kritischen Situation mit dezimierten Beständen. Expertinnen und Experten sind sich zudem darin einig, dass sich die Lebensbedingungen für viele Lebensraumspezialisten unter den Tieren, Pflanzen und Pilzen generell verschlechtert haben. Gleichzeitig dehnen häufige und mittelhäufige Arten sowie gebietsfremde Arten, die relativ anspruchslos sind, ihr Verbreitungsgebiet aus.
Folgende vier Herausforderungen wurden für den Kanton identifiziert:
> Die noch vorhandene, gute ökologische Qualität in den Bergzonen 3 und 4, im Sömmerungsgebiet, in der alpinen und nivalen Zone sowie im Wald erhalten.
> Im Spannungsfeld von Zielkonflikten und Klimawandel ausgewogene Lösungen für die grossen Defizite bei den wassergebundenen Lebensräumen und den davon abhängigen Arten finden.
> Das starke Biodiversitätsgefälle entlang dem Höhengradienten mit ökologischen Defiziten in den Tal- und Gunstlagen – soweit dies möglich ist – mildern.
> Die Eigenverantwortung aller für das Naturkapital stärken.

Quelle: Kanton Graubünden


Keywords:
Zustandsbericht, Biodiversitätsstrategie, Kanton, Graubünden

Art der Publikation:
Bericht

Literatur:
ANU (Amt für Natur und Umwelt des Kantons Graubünden) (2023): Biodiversität in Graubünden 2022: Zustandsanalyse Lebensräume, Artenvielfalt, genetische Vielfalt, Vernetzung. Grundlagenbericht für die Biodiversitätsstrategie Graubünden. 578 S.

Link zum Bericht

Kontaktadresse:
Andreas Cabalzar
Leiter Abteilung Natur und Landschaft
Amt für Natur und Umwelt Graubünden (ANU)
Ringstrasse 10
CH-7001 Chur

andreas.cabalzar@anu.gr.ch


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