29.7.2005: Forschung CH

Habitatschutz oder Artenschutz?




Christoph Germann, Martin Schmidt, Thomas Frank und Sven Bacher

Anlässlich einer Diplomarbeit wurden Käfergemeinschaften auf drei verschiedenen Magerwiesen-Typen untersucht. Bei den Blattkäfern und Rüsselkäfern konnten charakteristische Gemeinschaften gefunden werden, welche mit dem Schutz und Erhalt des jeweiligen Habitat-Typs gleich mitgeschützt würden. Die Laufkäfer hingegen haben grössere Flächenansprüche; hier wurden keine Gesellschaften gefunden, die an einen bestimmten Wiesentyp gebunden sind.


Im Naturschutz werden zwei Hauptstrategien unterschieden: Artenschutz (species-centred; Umbrella-, Flagship-, Keystone Species) und Habitatschutz (habitat-centred; Schutz des Habitats und dadurch auch Schutz der darin lebenden Organismen). Gerade im europäischen Raum wird vielfach auf die Strategie des Habitatschutzes gesetzt. In der vorliegenden Studie wurde untersucht, ob für drei verschiedene Wiesentypen (Arrhenaterion, Mesobromion und Xerobromion) mit unterschiedlichen Schutzbedürfnissen spezifische Coleoptera-Gesellschaften gefunden werden können, welche durch den Schutz und Erhalt des Habitats auch gleich mitgeschützt werden könnten.
Die Herbivoren-Taxa Chrysomelidae und Curculionoidea sowie die vorwiegend karnivor lebenden Carabidae wurden im Gebiet des Neuenburger Jurasüdfuss untersucht. Bei den artenreichen herbivoren Taxa (138 Arten) konnten typische Gesellschaften und insgesamt 18 Indikatorarten für den jeweiligen Wiesentyp gefunden werden. Diese Arten sind direkt an die jeweiligen, nur auf dem entsprechenden Wiesentyp vorkommenden Pflanzenarten gebunden und dürften demnach direkt vom Schutz des Habitats profitieren. Bei den Carabidae (36 Arten) wurden dagegen keine typischen Gesellschaften und mit nur 3 Indikatorarten keine deutliche spezifische Bindung festgestellt. Die mosaikartig angeordneten, stark fragmentierten Flächen der verschiedenen Wiesentypen in der Studie haben den Carabidae vermutlich nicht zugesagt. Der Grund dafür wird in den grösseren Flächenansprüchen – bedingt durch die höhere trophische Ebene der Carabidae – vermutet. Bei dieser Gruppe sollte deshalb die Habitatgrösse beim Ausscheiden von Schutzgebieten besonders berücksichtigt werden.

Keywords:
Naturschutz, Habitatschutz, Magerwiesen, Käfergemeinschaften

Art der Publikation:
Diplomarbeit

Literatur:
Germann, C., Schmidt, M., Frank, T. Bacher, S. (2005): Beetles and calcareous grassland conservation: how specific are leaf beetles, weevils and ground beetles? Diplomarbeit, Philosophisch-naturwissenschaftliche Fakultät der Universität Bern. 25 pp.

Kontaktadresse:
Christoph Germann, Weidweg 23, CH-3032 Hinterkappelen

chrisgerm@web.de
Tel: +41 (0)78 751 65 04


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