24.8.2023: Forschung CH

Gegen das Eschentriebsterben resistente Bäume sind auch besser gegen invasive Käfer gewappnet

Les arbres résistants au dépérissement des pousses du frêne sont aussi mieux armés contre les coléoptères invasifs



Martin Gossner et al.

Die invasive Pilzkrankheit Eschentriebsterben hat bereits über 90 % der Eschen in Mitteleuropa befallen. Der Grossteil der Bäume ist mittlerweile abgestorben. Nun bedroht zusätzlich der invasive Eschenprachtkäfer die verbliebenen Bäume. Es gibt aber eine gute Nachricht: Bäume, die gegen den Pilz resistent sind, können auch dem Käfer besser standhalten.

Le dépérissement des pousses du frêne est une maladie causée par un champignon invasif qui a déjà touché plus de 90 % des frênes en Europe centrale. La majeure partie de ces arbres sont maintenant morts. À présent, les arbres restants sont menacés par le coléoptère invasif appelé agrile du frêne. Mais il y a aussi une bonne nouvelle : les arbres qui résistent au champignon peuvent également mieux résister à ce coléoptère.


Das Eschentriebsterben war für die vormals zweithäufigste Laubbaumart der Schweiz verheerend. Über 90 Prozent der Eschen erkrankten. Vor allem Jungbäume starben in grosser Zahl ab. Der Erreger der Krankheit ist ein aus Asien stammender Pilz namens Falsches Weisses Eschenstengelbecherchen (Hymenoscyphus fraxineus), der 2008 erstmals in der Schweiz nachgewiesen wurde. Aus der gleichen Himmelsrichtung rückt ein weiterer Eschenschädling näher: Der 2003 aus Ostasien nach Russland eingeschleppte Eschenprachtkäfer (Agrilus planipennis). Die Larven, die sich im Bauminneren entwickeln, sind für Eschen tödlich.
Forstleute entdecken in ihren Wäldern immer wieder gesund aussehende Eschen, die offenbar resistent gegen den Pilz sind. Ein internationales Forschungsteam hat in der Schweiz, in Schweden und in Dänemark Zweige von pilzresistenten und pilzanfälligen Eschen gesammelt. Diese Zweige pfropften sie auf Wurzelstöcke und zogen so neue Bäumchen heran. Die Pflänzchen setzten sie in einem Hochsicherheits-Gewächshaus sowohl dem Pilz als auch dem Käfer aus.
Dabei stellten sie fest, dass sich auf Eschen, die gegen den Pilz widerstandsfähiger waren, auch die Käfer weniger gut entwickelten. Diese sogenannte Kreuzresistenz ist ein Hoffnungsschimmer für die Esche.
In pilzresistenten Eschen nahmen die Käfer weniger an Gewicht zu und entwickelten sich langsamer. Das Forschungsteam vermutete, dass pilzresistente Pflanzen gewisse Abwehrsubstanzen produzieren, die sowohl gegen den Pilz auch als gegen den Käfer wirksam sind. Tatsächlich unterschied sich die Chemie im Baumsaft zwischen mehr und weniger resistenten Eschen und erklärte auch die Gewichtsunterschiede der Käfer. Es handelt sich um phenolische Substanzen, die als Abwehrstoffe bekannt sind.
Aufhalten kann man mit solchen Bäumen den Käfer nicht. Die Forschung gewinnt aber Zeit, um beispielsweise natürliche Gegenspieler gegen die beiden Eschenschädlinge zu finden. Eine solche Möglichkeit könnten parasitische Wespen sein, die ihre Eier in Käferlarven legen.

Quelle: WSL

Keywords:
Eschensterben, Invasive Arten, Kreuzresistenz, genetische Vielfalt, Pilzkrankheit

Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
Gossner M.M. et al. (2023): A glimmer of hope–ash genotypes with increased resistance to ash dieback pathogen show cross‐resistance to emerald ash borer. New Phytologist. https://doi.org/10.1111/nph.19068


Link zur Studie (freier Zugang)

Kontaktadresse:
Michael Andreas Eisenring
Eidg. Forschungsanstalt WSL
Zürcherstrasse 111
CH-8903 Birmensdorf
michael.eisenring@wsl.ch
Tel: +41 (0)44 739 23 10


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