24.8.2023: Forschung CH
Höhere (funktionelle) Biodiversität im Biolandbau als in anderen Anbausystemen
Biodiversité (fonctionnelle) plus élevée en agriculture biologique que dans d’autres systèmes de culture
Lukas Pfiffner & Sibylle Stoeckli
Die Effekte unterschiedlich intensiver Anbausysteme (bio, integriert, konventionell) unterscheiden sich je nach Organismengruppe und variieren mit der Ausstattung der Landschaft und dem Kultursystem (Acker, Obst-, Rebbau, Grünland). Globale Metastudien zeigen auf, dass in biologisch bewirtschafteten Flächen im Durchschnitt ein Drittel mehr Arten und 50 % mehr Individuen vorkommen. Diverse zentrale Ökosystemleistungen und funktionelle Gruppen (Bestäuber, Nützlinge, Destruenten) werden dabei begünstigt. Die festgestellten Unterschiede waren über die letzten 30 Jahre stabil und zeigten sich lokal wie auch auf Landschaftsebene.
Les effets de systèmes de culture d’intensité diverse (bio, intégré, conventionnel) diffèrent selon les groupes d’organismes et varient en fonction de l’aménagement du paysage et du type de culture (grandes cultures, vergers, vignes, surfaces herbagères). Des méta-études mondiales montrent qu’en moyenne, les surfaces cultivées en bio comptent un tiers d’espèces en plus et 50 % d’individus en plus. De nombreux services écosystémiques et groupes fonctionnels (pollinisateurs, auxiliaires, décomposeurs) sont ainsi favorisés. Les différences constatées ont été stables au cours des 30 dernières années et se font sentir non seulement au niveau local, mais aussi au niveau du paysage.
Die Förderung der Biodiversität ist ein wichtiger Bestandteil des Biolandbaus und nachhaltiger Anbausysteme. Das vorliegende Faktenblatt fasst den aktuellen Kenntnisstand der Wissenschaft zu den Auswirkungen von verschiedenen Produktions- und Anbausystemen auf die biologische Vielfalt im landwirtschaftlichen Raum zusammen.
Biobetriebe in der Schweiz, Dänemark und England zeichnen sich durch einen höheren Anteil naturnaher Flächen aus. Hinzu kommen eine geringere Anbauintensität und eine standortangepasste Bewirtschaftungsweise. Dadurch fördern sie die Lebensraumvielfalt und bieten mehr Raum und Ressourcen für die unterschiedlichsten Bedürfnisse zahlreicher Arten. Die Biodiversität variiert stark in Abhängigkeit von Produktions- und Anbausystemen und der Nutzungsintensität in den Kulturflächen und dem naturräumlichen Kontext.
Funktionelle Gruppen wie Bestäuber, Nützlinge oder Zersetzer sowie die verschiedenen Organismengruppen werden durch den biologischen Anbau unterschiedlich stark begünstigt. Auf biologischen Betrieben ist beispielsweise die Vielfalt der Bestäuber durchschnittlich um 50 % und jene der Pflanzenarten um 75 % höher als auf konventionellen Betrieben. Der Biolandbau fördert die Biodiversität nicht nur lokal, sondern auch auf Landschaftsebene, was häufig vergessen wird. Auch zwischen den Kulturen zeigen sich unterschiedliche Potenziale: Insbesondere im Ackerbau, in gemischten Kulturen und im Gemüsebau leben deutlich mehr Arten, wenn die Flächen biologisch bewirtschaftet werden.
Die höhere Biodiversität führt zu mehr und besseren Ökosystemleistungen. Dies dient auch den Landwirtinnen und Landwirten, weil sie Eingriffe (z. B. den Einsatz von Insektiziden) in ihr Anbausystem reduzieren können. Insgesamt betrachtet fördert der biologische Anbau mit seiner reichen biologischen Vielfalt die Stabilität und Resilienz der Produktionssysteme, was bei zunehmend häufiger auftretenden Störereignissen und klimatischen Veränderungen an Bedeutung gewinnt.
Quelle: FiBL
Keywords:
Biodiversität, Anbausysteme, Ökosystemleistungen, Biolandbau, Resilienz
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
Pfiffner L., Stoeckli S. (2022): Landwirtschaft und Biodiversität. Auswirkungen unterschiedlicher Anbausysteme auf die biologische Vielfalt. Faktenblatt FiBL: 1-16.
https://www.fibl.org/de/shop/1524-biodiversitaet
https://www.fibl.org/fr/boutique/1547-biodiversite
https://www.fibl.org/en/shop-en/1548-biodiversity
Kontaktadresse:
Lukas Pfiffner
Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL
Departement für Nutzpflanzenwissenschaften
Gruppe Agrarökologie und Biodiversität
Ackerstrasse 113
Postfach 219
CH-5070 Frick
lukas.pfiffner@fibl.org
Tel: +41 (0)62 865 72 46
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