24.8.2023: Forschung international
Naturbezogene Phobien werden häufiger
Les phobies liées à la nature deviennent plus fréquentes
Ricardo A. Correia & Stefano Mammola
Eine Analyse von Suchanfragen im Internet deutet auf eine weltweit zunehmende Verbreitung verschiedener Biophobien hin. Länder mit einer grösseren Stadtbevölkerung suchen im Internet häufiger nach naturbezogenen Phobien. Das könnte damit zusammenhängen, dass sich die Menschen in den Städten zunehmend von der Natur entfremden und Angst oder Ekel vor Tieren und Pflanzen empfinden.
Une analyse des recherches sur internet souligne au niveau mondial une augmentation constante de différentes phobies liées à la nature. Les pays avec une importante population urbaine font plus souvent des recherches sur internet à propos de phobies liées à la nature. Cela pourrait tenir au fait que les personnes vivant en ville s’éloignent de plus en plus de la nature ou ressentent une peur ou un dégoût pour les animaux et les plantes.
Viele Menschen haben das Bedürfnis, sich mit der Natur und anderen Lebewesen verbunden zu fühlen (Biophilie). Manche Menschen zeigen jedoch auch die gegenteilige Reaktion, indem sie eine instinktive und manchmal sogar irrationale Angst vor bestimmten Organismen oder Elementen der Natur zeigen. Die Arachnophobie (Angst vor Spinnen) und die Ophidiophobie (Angst vor Schlangen) werden im Allgemeinen als die häufigsten Formen spezifischer Phobien im Bereich der naturbezogenen Phobien oder Biophobien angesehen.
Bei einige Formen der Biophobie wird davon ausgegangen, dass sie einen evolutionären Nutzen haben, da sie unseren Vorfahren geholfen haben, Begegnungen mit potenziell gefährlichen Organismen zu vermeiden. Viele Menschen zeigen aber auch ängstliche Reaktionen auf Organismen, die keine reale Bedrohung darstellen, was zu übermässiger Angst und zur Vermeidung von Interaktionen mit der Natur führen kann. Verschiedene Forschende haben postuliert, dass mit der zunehmenden Abkopplung von der Natur durch das Leben in der Stadt naturbezogene Phobien in modernen Gesellschaften zunehmen.
Um das Ausmass und die treibenden Kräfte dieser Veränderungen zu untersuchen, analysierten Wissenschaftler, wie oft an unterschiedlichen geografischen Orten nach bestimmten Phobien im Internet gesucht wird. Dabei wird davon ausgegangen, dass Menschen, die an einer Form von Biophobie leiden, das Internet nutzen, um ihren Zustand zu beurteilen und um Wege zu finden, damit umzugehen. Die Wissenschaftler analysierten die Internetsuche für 25 verschiedene Formen von Biophobie und für eine weitere Gruppe von 25 anderen Phobien, die nichts mit der Natur zu tun haben (Vergleichsgruppe). Die Autoren stellten fest, dass die Internetsuche von Biophobien weltweit für 17 der 25 Biophobien zunimmt, wenn auch langsamer als bei anderen spezifischen Phobien, für die die Suchanfragen ebenfalls zunehmen. Wichtig ist, dass die Anzahl der Biophobien, für die ein Suchinteresse auf Länderebene festgestellt wurde, positiv mit der Anzahl der Giftarten im Land und dem Anteil der in städtischen Gebieten lebenden Bevölkerung des Landes verbunden war, aber negativ mit dem Wachstum der städtischen Bevölkerung im Land.
Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass das Vorkommen verschiedener Biophobien in Ländern mit einer grossen und seit Langem etablierten städtischen Bevölkerung höher ist. Damit wird die Hypothese gestützt, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Leben in der Stadt und der Entfremdung von der Natur durch den Verlust von Naturerfahrungen gibt. Dies spiegelt sich letztlich in Angst und Abscheu gegenüber gewissen Lebensformen wider. Diese Reaktionen können sich negativ auf das Wohlbefinden der Menschen auswirken, haben aber auch Folgen für die Wahrnehmung und Erhaltung der Natur.
Quelle University of Turku
Keywords:
Naturbeziehung, Naturentfremdung, Biophobie
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
Correia R.A., Mammola S. (2023): The searchscape of fear: A global analysis of internet search trends for biophobias. People and Nature.
Link zur Studie (freier Zugang)
Kontaktadresse:
Ricardo Correia
University of Turku
FI-20014 Turun yliopisto
raheco@utu.fi
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