29.7.2005: Forschung CH

Taugt das Saatgut für Brachen?




Irene Vonlanthen-Rentsch, Hans Ramseier und Fritz Häni

Im Rahmen einer Untersuchung des Saatguts für Brachen zeigte sich, dass die Buntbrachemischungen zu artenreichen, blühfreudigen und qualitativ guten Beständen führen. Einzelne Brachearten entwickelten sich in den untersuchten Mischungen aber unterschiedlich. Die Rotationsbrachemischungen der Saatgutlieferanten überzeugten bis ins vierte Standjahr mit stabilen Beständen. Ab dem sechsten Jahr kam es in allen Brachen zu einer einschneidenden Qualitätsverminderung.


In einem sechsjährigen Versuch wurden im Berner Mittelland bei vier Brachemischungen (Rotations- und Buntbrache von «UFA Samen», Winterthur, und Rotations- und Buntbrache von «Schweizer Samen», Thun) die Entwicklung einzelner Arten, die Konkurrenzfähigkeit gegenüber Spontanarten und die Blütenvielfalt untersucht. Die Buntbrachemischungen beider Lieferanten bildeten artenreiche und qualitativ gute Bestände und blieben bis ins sechste Standjahr konkurrenzfähig. Die Mischung von «Schweizer Samen» zeichnete sich durch eine hohe Blühfreudigkeit und eine gute Struktur aus. Die Buntbrachen erreichten im dritten und vierten Standjahr Deckungsgrade der lebenden Pflanzenteile von rund 120%. Im zweiten und dritten Jahr blühten die Buntbrachen am stärksten. Ab dem fünften Standjahr begann der gemeine Rainfarn (Tanacetum vulgare) die Buntbrachebestände zu dominieren. Im sechsten Standjahr lag der Deckungsgrad von Rainfarn in der UFA-Mischung bei 50%, in der «Schweizer Samen»-Mischung bei 40%. Auch andere Arten entwickelten sich in den Mischungen der beiden Saatgutlieferanten unterschiedlich. Die gemeine Flockenblume (Centaurea jacea) zum Beispiel war in den «Schweizer Samen»-Mischungen stärker vorhanden als in den UFA-Mischungen.
Beide Rotationsbrache-Mischungen lieferten während vier Jahren stabile Bestände. Überraschend vielfältig und konkurrenzstark zeigte sich die Rotationsbrache von «Schweizer Samen». Gegen Ende des Versuches fiel die UFA-Rotationsbrache immer mehr ab und konnte nicht mehr gegen Spontanarten und übersiedelte Buntbrachearten konkurrieren.
Ab dem dritten Standjahr traten in allen Mischungen Problemunkräuter wie Stumpfblättriger Ampfer (Rumex obtusifolius) Ackerkratzdistel (Cirsium arvense), Quecke (Agropyron repens) und Ackerwinde (Convolvulus arvensis) auf. Gräser wie die Quecke (Agropyron repens) und das Gemeine Rispengras (Poa trivialis) waren allgemein die konkurrenzstärksten Spontanarten. Sie dominierten aber in keiner Mischung. Im sechsten Standjahr kam es in allen Brachen zu einer einschneidenden Qualitätsverminderung.
Für Buntbrachen kann eine maximale Anlagedauer von sechs Jahren als realistisch angesehen werden. Bei gut etablierten Rotationsbrachen erscheint eine Verlängerung von zwei auf drei Jahre sinnvoll. Damit Brachen nicht zum Herd unerwünschter und schwer bekämpfbarer Unkräuter werden, sind eine regelmässige Kontrolle und das Ergreifen geeigneter Bekämpfungsmassnahmen unverzichtbar.

Keywords:
Buntbrache, Rotationsbrache, ökologische Ausgleichsflächen, Saatgut, Blütenvielfalt

Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
Vonlanthen, I., Ramseier, H., Häni, F. (2005): Vielfalt und Stabilität verschiedener Brachemischungen. Agrar-Forschung 12, 64-69.

Kontaktadresse:
Irene Vonlanthen, Schweizerische Hochschule für Landwirtschaft, Länggasse 85, CH-3052 Zollikofen

irene.vonlanthen@shl.bfh.ch
Tel: +41 (0)31 910 21 89
Fax: +41 (0)31 910 22 99

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