23.8.2023: weitere Publikationen

Der Biber gestaltet zunehmend unsere Gewässer und fördert dabei die Biodiversität

Le castor aménage de plus en plus nos cours d’eau et favorise ainsi la biodiversité



Christof Angst, Cécile Auberson & Caroline Nienhuis

Der Biber war in der Schweiz einst ausgerottet. Heute besiedelt er wieder den Grossteil der Schweizer Gewässer. In der neusten Schweizer Bestandserhebung zeigt sich, dass sich der Bestand der Biber im Vergleich zu 2008 verdreifacht hat. Als grösster Nager Europas gestaltet er Landschaften und schafft Lebensräume, die für die Natur und für die Menschen wertvoll sind. Sein Potenzial zur Förderung der Biodiversität sollte mehr thematisiert und genutzt werden. Wo der Raum infolge menschlicher Nutzungen knapp ist, kann es aber auch zu Konflikten kommen.

Le castor avait autrefois été exterminé en Suisse. Il colonise aujourd’hui à nouveau la majeur partie de nos cours d’eau. Le dernier recensement en Suisse montre que les effectifs de castors ont triplé par rapport à 2008. En tant que plus grand rongeur d’Europe, il façonne les paysages et crée des habitats extrêmement précieux pour la nature et pour nous, les humains. Son potentiel pour renforcer la biodiversité devrait être davantage thématisé et exploité. Là où l'espace est limité en raison de l’exploitation humaine, il peut aussi survenir des conflits.


Im Winter 2022 wurde im Auftrag des Bundesamtes für Umwelt BAFU zum vierten Mal eine gesamtschweizerische Erhebung des Biberbestands durchgeführt. Über 400 Kartierende und Wildhüter suchten rund 7000 km Gewässer nach Biberspuren ab.
Die Resultate sind erfreulich: Seit der letzten Bestandserhebung vor 14 Jahren hat die Anzahl Biberreviere in der Schweiz von 472 auf 1382 zugenommen. In Liechtenstein gab es 2008 noch keine Biber, bei der aktuellen Erhebung wurden 20 Reviere gezählt. Die Biberpopulation hat sich mit rund 4900 Tieren in der Schweiz und Liechtenstein verdreifacht. Der Biber kommt fast lückenlos im gesamten Mittelland, im Wallis und in Graubünden entlang der grossen Flüsse vor. Am meisten Individuen leben im unteren Thurtal bei Frauenfeld und entlang der Aare und deren Seitengewässer zwischen Thun und Bern. Mit dem Inn ist mittlerweile ein weiteres grosses Gewässereinzugsgebiet der Schweiz besiedelt.
In allen Regionen nimmt die Biberpopulation weiterhin zu. Einzig im unteren Thurtal und im Berner Seeland zeichnet sich langsam eine Sättigung der freien Gewässer ab. Die Biber besiedeln immer öfter auch kleine und sehr kleine Bäche und bauen in diesen Gewässern vermehrt auch Dämme. Konnten bei der Erhebung 2008 erst 185 Biberdämme gezählt werden, waren es 2022 bereits 1316. Der grösste Damm hat eine Höhe von 2,5 Metern.
Mit der Ausbreitung des Bibers und seiner Fähigkeit, ganze Landschaften umzugestalten, kommt es jedoch vermehrt auch zu Konflikten. Vor allem im Landwirtschaftsgebiet können Schäden auftreten, beispielsweise wenn Biberdämme zu einem Rückstau in landwirtschaftliche Drainagesysteme führen und dadurch Kulturen vernässt werden oder wenn Biber Kulturpflanzen fressen. Auch Verkehrsinfrastrukturen können geschädigt werden. Dennoch können die Wiederansiedlung des Bibers und die Entwicklung seiner Populationen grundsätzlich als Erfolg des Naturschutzes gewertet werden: Aus einer einst bedrohten Tierart ist wieder ein weit verbreiteter Meister des ökologischen Wasserbaus geworden. Diese Entwicklung bietet eine grosse Chance für die Biodiversität, denn der Biber kann aufgrund seiner positiven Wirkung auf die Artenvielfalt, die Ökosystemfunktionen und die Gewässerstrukturen gezielt für effektive Naturschutzstrategien eingesetzt werden.

Quelle: info fauna

Keywords:
Biber, Bestandeserhebung 2022, Schweiz und Liechtenstein

Art der Publikation:
Bericht

Literatur:
Angst C., Auberson C. & Nienhuis C., (2023): Biberbestandserhebung 2022 in der Schweiz und Liechtenstein, info fauna, Biberfachstelle und Fornat AG, 140 Seiten.


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Kontaktadresse:
Christof Angst
Info fauna
Avenue de Bellevaux 51
CH-2000 Neuchâtel
christof.angst@infofauna.ch
Tel: +41 (0)32 560 31 27


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