20.6.2023: Forschung international

Immer weniger Schmetterlinge auf Europas Wiesen und Weiden

De moins en moins de papillons dans les prairies et pâturages d’Europe



Chris A.M. van Swaay et al.

Der Tagfalter-Grünland-Indikator für Europa hat sich seit 1990 deutlich verschlechtert. Allein seit der Jahrtausendwende ist der berechnete Wert um 36 Prozent zurückgegangen.

L’indicateur basé sur les papillons diurnes des prairies en Europe s’est considérablement détérioré depuis 1990. Rien que depuis le passage au nouveau millénaire, la valeur calculée a chuté de 36 pour cent.


Für Gesamteuropa gibt es bisher nur wenige Indikatoren, die den Zustand der Biodiversität zuverlässig anzeigen können. Für die meisten Tier- und Pflanzengruppen fehlt es an europaweit vergleichbaren Daten, an denen man die Entwicklung der Bestände ablesen könnte. Zu den wenigen Ausnahmen gehören Vögel, Fledermäuse und die Tagfalter unter den Schmetterlingen. Gerade Tagfalter sind ideale Bioindikatoren, denn diese Tiere kommen in einem breiten Spektrum von Lebensräumen vor und reagieren empfindlich auf Umweltveränderungen. Oft stehen sie mit ihren Ansprüchen zudem stellvertretend für viele andere Insekten. Und nicht zuletzt sind sie auffällig, attraktiv und populär. Entsprechend leicht lassen sich Freiwillige motivieren, bei wissenschaftlichen Schmetterlingszählungen mitzumachen.
Die Wiesen-Schmetterlinge werden in der Naturschutz-Gesetzgebung der EU künftig eine grössere Rolle spielen. Anhand ihrer Vorkommen und Bestandsentwicklungen sollen die Mitgliedsstaaten dokumentieren, welche Fortschritte sie bei der Umsetzung der geplanten «Verordnung zur Wiederherstellung der Natur» gemacht haben. Zum Einsatz kommen soll dabei der sogenannte Tagfalter-Grünland-Indikator. Der Indikator zeigt einen dringenden Handlungsbedarf.
Der Tagfalter-Grünland-Indikator setzt sich aus den Bestandsentwicklungen von 17 typischen Bewohnern von Wiesen und Weiden zusammen. Wenn sich die positiven und negativen Trends bei diesen Arten etwa die Waage halten, bleibt der Indikator auf dem gleichen Niveau. Gehen mehr Arten zurück, als im gleichen Zeitraum zunehmen, sinkt der Wert – und umgekehrt. Niedrigere Werte deuten also auf Probleme hin.
Die neusten Ergebnisse dieser Berechnungen mit Daten aus den Jahren 1990 bis 2020 – auch aus der Schweiz – liegen nun vor. Der Grünland-Indikator liegt heute auf deutlich niedrigerem Niveau als früher. Allein in den letzten zehn Jahren ist der berechnete Wert für ganz Europa um 36 Prozent zurückgegangen. Die Krise der Grünlandbewohner hat offenbar bereits den gesamten Kontinent erfasst.
Damit die Grünland-Schmetterlinge gerettet werden können, ist nach Einschätzung der Fachleute ein ganzes Bündel an Massnahmen nötig. Es gelte, die nachhaltige Nutzung von Wiesen und Weiden zu fördern, neue wertvolle Lebensräume zu schaffen und die bestehenden besser miteinander zu vernetzen. Um dies zu erreichen ist eine Kooperation mit Landwirten unerlässlich.

Quelle: Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung - UFZ


Keywords:
Schmetterlinge, Wiesen, Weiden, Landwirtschaft, Tagfalter-Grünland-Indikator, Monitoring

Art der Publikation:
Bericht

Literatur:
Van Swaay C.A.M. et al. (2022): European Grassland Butterfly Indicator 1990-2020 Technical report. Butterfly Conservation Europe & SPRING/eBMS (www.butterfly-monitoring.net) & Vlinderstichting report VS2022.039.

Link zum Bericht (PDF)

Kontaktadresse:
Tobias Roth
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