20.6.2023: Forschung CH

Biodiversitätsindikatoren für ergebnisorientierte Agrarumweltprogramme: ein Überblick

Aperçu des indicateurs de biodiversité pour les programmes agroenvironnementaux axés sur les résultats



Noëmi Elmiger et al

Für die Förderung der Biodiversität in der Landwirtschaft mittels ergebnisorientierter Programme braucht es aussagekräftige Indikatoren. Eine Überblicksstudie zeigt, wie sich diese Indikatoren in Europa und Nordamerika verändert haben und welche Herausforderungen noch zu bewältigen sind. Die Erkenntnisse liefern Leitlinien für die künftige Politikgestaltung.

Des indicateurs fiables sont nécessaires pour promouvoir la biodiversité en agriculture au moyen de programmes axés sur les résultats. Une étude d’ensemble montre comment ces indicateurs ont évolué en Europe et en Amérique du Nord et quels défis restent à relever. Les conclusions fournissent des lignes directrices pour l’élaboration des politiques futures.


Agrarumweltprogramme, an denen Landwirtinnen und Landwirte teilnehmen können und dafür Direktzahlungen erhalten, sind vor allem in Europa und in Nordamerika ein staatliches Instrument, um Biodiversität im Landwirtschaftsgebiet zu fördern. Bei handlungsorientierten Programmen werden Landwirtinnen und Landwirte bezahlt, wenn sie bestimmte Massnahmen umsetzen (z. B. weniger Düngung und Schnitte im Grünland). Bei ergebnisorientierten Programmen hingegen werden sie erst dann unterstützt, wenn sie bestimmte Ergebnisse vorweisen können. Dies hat verschiedene Vorteile für Landwirtinnen und Landwirte, zum Beispiel weniger Vorschriften und eine höhere Flexibilität. Die Effizienz ergebnisorientierter Regelungen und damit die Wahrscheinlichkeit, im Rahmen der Agrarpolitik aufgenommen zu werden, hängt aber entscheidend von den Indikatoren ab, die zur Messung der biologischen Vielfalt verwendet werden.
Die Schweiz hat verhältnismässig viele ergebnisorientiere Programme (z. B. Biodiversitätsförderflächen extensiv genutzter Wiesen der Qualitätsstufe II). Die Zahlungen an Landwirtinnen und Landwirte in diesen Programmen wurden in den letzten Jahren erhöht. Auf EU-Ebene planen verschiedene Mitgliedsstaaten neue ergebnisorientierte Programme unter der europäischen Reform der «Gemeinsamen Agrarpolitik» der EU (2023−2027).
Eine Übersichtsstudie ging der Frage nach, welche Biodiversitätsindikatoren bisher entwickelt wurden und wie sie für ergebnisorientierte Agrarumweltprogramme eingesetzt werden. Dabei zeigte sich, dass die meisten in wissenschaftlichen Studien vorgeschlagenen Agrarumweltprogramme Gefässpflanzen als Indikatoren verwenden. Diese Indikatoren wurden für grosse Regionen wie Länder entwickelt. In neueren wissenschaftlichen Studien werden dagegen häufiger Indikatorenlisten und Sets vorgeschlagen, die mehr Aspekte der Biodiversität berücksichtigen.
Bei den derzeit existierenden Programmen wurden ähnliche Muster beobachtet: Ältere Programme verwenden hauptsächlich Pflanzenarten im Grünland als Indikatoren. Diese Indikatoren sind oft nicht auf lokale Bedingungen ausgerichtet. In jüngerer Zeit eingeführte Systeme basieren auf breiteren Indikatoren und berücksichtigen auch kleinräumige Skalen.
Verschiedene technologische Weiterentwicklungen könnten potenziell die Nutzung von Biodiversitätsindikatoren in Agrarumweltprogrammen erleichtern und Kosten sowie Zeit einsparen. Beispiele für solche Technologien sind Simulationsmodelle, digitale Lösungen (z. B. Smartphone-Apps, Drohnen und Satelliten) und genetische Marker (eDNA-Barcodierung). Allerdings sind die meisten dieser Technologien heute noch nicht einsetzbar. So stehen zwar bereits Smartphone-Apps zur Verfügung, um Pflanzenarten zu bestimmen, aber diese sind noch nicht auf die Messung von Indikatoren ausgerichtet oder werden dafür noch nicht eingesetzt.
Quelle: Agroscope


Keywords:
Landwirtschaft, Direktzahlungen, BFF, Erfolgskontrollen

Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
Elmiger N et al. (2023): Biodiversity indicators for result-based agri-environmental schemes – current state and future prospects. Agricultural Systems 204, 103538.

Link zur Studie (freier Zugang)

Kontaktadresse:
Sergei Schaub
Agroscope
Tänikon
CH-8356 Ettenhausen

sergei.schaub@agroscope.admin.ch
Tel: +41 (0)58 465 60 61


Zurück zur Liste