20.6.2023: Forschung CH

Bauminseln in Ölpalmenplantagen fördern Biodiversität ohne Ertragseinbussen

Les îlots d’arbres dans les plantations de palmiers à huile favorisent la biodiversité sans impacter le rendement



Delphine Clara Zemp et al.

In einer grossen Ölpalmenplantage auf der indonesischen Insel Sumatra wurden Bauminseln angelegt, um der Artenverarmung entgegenzuwirken, die mit der grossräumigen Monokultur einhergeht. Innerhalb von fünf Jahren konnten die angelegten Bauminseln die Biodiversität sowie Ökosystemfunktionen deutlich erhöhen, ohne die Produktivität zu verringern.

Des îlots d’arbres ont été créés dans une grande plantation de palmiers à huile sur l’île indonésienne de Sumatra afin de lutter contre l’appauvrissement de la composition en espèces qui accompagne la monoculture à grande échelle. En cinq ans, les îlots d’arbres créés ont pu augmenter sensiblement la biodiversité ainsi que les fonctions de l’écosystème, sans pour autant réduire la productivité.


Die Umwandlung von Tropenwäldern in Ölpalmenplantagen führt zu erheblichen Verlusten an Artenvielfalt und ökologischen Funktionen und damit an Ökosystemleistungen. Weltweit werden insgesamt etwa 21 Millionen Hektaren Palmölplantagen bewirtschaftet, vor allem in Indonesien und Malaysia. Um die negativen Auswirkungen auf die Umwelt abzumildern, pflanzten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler 52 Bauminseln aus sechs lokalen Baumarten in einer 140 ha grossen industriellen Ölpalmenplantage an. In diesen 25 bis 1600 Quadratmeter grossen Bauminseln wurde die Dichte der Ölpalmen reduziert.
Das internationale Forschungsteam hatte erwartet, dass die gepflanzten Bäume Ressourcen für ihre eigene Entwicklung auf Kosten der Ölpalmen brauchen und sich deshalb die Erträge der gesamten Plantage im Laufe der Zeit verschlechtern würden. Dies war aber auch fünf Jahre nach Beginn des Experiments nicht der Fall – und das ohne den Einsatz von Kunstdünger in den Bauminseln. Somit ist das Anlegen solcher Bauminseln eine vielversprechende Strategie zur ökologischen Aufwertung dieser Monokulturen.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler analysierten über mehrere Jahre hinweg die Artenvielfalt von Bodenmikroorganismen (Bakterien, Pilze), Insekten und anderen kleinen Wirbellosen, Pflanzen, Vögeln und Fledermäusen. Darüber hinaus quantifizierten sie die Auswirkungen in Bezug auf die Regulierung des Wasser-, Kohlenstoff- und Nährstoffkreislaufs, das Mikroklima, die Bodenqualität, die Bestäubung, gebietsfremde invasive Arten und die Erträge der Ölpalmen. Dabei zeigten sich deutlich positive Wirkungen auf die Artenvielfallt in verschiedenen Organismengruppen und auf die Ökosystemfunktionen und -leistungen.
Oberste Priorität muss nach Ansicht der 40 Autorinnen und Autoren der Studie aber weiterhin die Vermeidung der Entwaldung haben. Die ermutigenden Ergebnisse dürfen nicht dazu führen, dass die Erhaltung der tropischen Wälder, die eine unersetzliche Artenvielfalt beherbergen, gefährdet wird.
Quelle: Universität Göttingen


Keywords:
Ölpalmen, Landwirtschaft, Bauminseln, ökologische Aufwertung, Ökosystemleistungen

Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
Zemp D. C. et al. (2023). Tree islands enhance biodiversity and functioning in oil palm landscapes. Nature 618, 316-321.

Link zur Studie (freier Zugang)

Kontaktadresse:
Clara Zemp
Laboratoire de biologie de la conservation
Université de Neuchâtel
Rue Emile-Argand 11
CH-2000 Neuchâtel

clara.zemp@unine.ch
Tel: +41 (0)32 718 31 14


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