20.6.2023: Forschung CH
Klimawandel und Überdüngung schwächen Nahrungsnetze in Seen
Le changement climatique et la surfertilisation fragilisent les réseaux trophiques dans les lacs
Ewa Merz et al.
Die Erwärmung von Schweizer Seen führt dazu, dass es zu weniger Interaktionen im Planktonnetzwerk kommt und diese auch weniger stark sind. Besonders ausgeprägt ist dieser Rückgang, wenn die Seen gleichzeitig hohe Phosphatwerte aufweisen. Die Folge könnte nicht nur ein Verlust von Arten sein, sondern auch ein Rückgang der Ökosystemleistungen.
Le réchauffement des lacs suisses entraîne une diminution des interactions dans le réseau d’organismes planctoniques, interactions qui sont en outre moins fortes. Cette diminution est particulièrement marquée lorsque les lacs présentent en même temps des taux élevés de phosphate. Cela pourrait provoquer non seulement une perte d’espèces, mais également une diminution des services écosystémiques
Das Plankton in den Seen bildet ein Netzwerk mit unzähligen Interaktionen, das dem gesamten Gewässerökosystem Stabilität verleiht. Trotz der grossen Bedeutung dieses hochkomplexen Planktonnetzwerks ist bisher noch wenig darüber bekannt, wie es auf zwei der wichtigsten menschgemachten Bedrohungen reagiert: den Klimawandel und den durch Überdüngung verursachten Nährstoffeintrag in die Gewässer.
Ein internationales Forschungsteam konnte nun mit Daten von zehn Schweizer Seen, die zwischen 1977 und 2020 erhoben wurden, ganze ökologische Planktonnetzwerke rekonstruieren und ermitteln, wie diese auf Klimawandel und Überdüngung reagieren. Demnach verringert die Erwärmung der Seen die Interaktionen im Planktonnetzwerk, und die verbleibenden Interaktionen sind auch weniger stark (z.B. reduzierte Biomasseflüsse). Der Rückgang der Interaktionen ist besonders ausgeprägt, wenn die Seen gleichzeitig hohe Phosphatwerte aufweisen. Nimmt der Nährstoffgehalt in einem See auch nur geringfügig zu, könnte das in einer sich erwärmenden Welt bereits dramatische Folgen für das gesamte Netzwerk haben und das Ökosystem destabilisieren. Damit verbunden droht nicht nur ein Verlust von Arten, sondern auch ein Rückgang der Ökosystemleistungen – beispielsweise eine geringere Wasserqualität aufgrund zunehmender Cyanobakterienblüten oder ein Rückgang der Fischpopulationen infolge von Veränderungen im Nahrungsnetz.
Aus diesen Ergebnissen lassen sich Empfehlungen für die Praxis ableiten. Einerseits gilt es, die globale Erwärmung zu mildern, und andererseits die Nährstoffeinträge in die Gewässer streng zu kontrollieren. Indem die Planktongemeinschaften kontinuierlich überwacht werden, können grössere Veränderungen im Ökosystem besser vorhergesagt werden. Wimpern- oder Rädertierchen sind wichtige Indikatoren für solche Veränderungen. Ihre Beprobung sollte demnach in künftige Monitoringprogramme der Seen einbezogen werden.
Quelle: Eawag
Keywords:
Klimawandel, Nährstoffeinträge, Nahrungsnetze, Seen, Monitoring
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
Merz E. et al. (2023): Disruption of ecological networks in lakes by climate change and nutrient fluctuations. Nature Climate Change 13, 389396. DOI: 10.1038/s41558-023-01616-6
Zur Studie (freier Zugang)
Kontaktadresse:
Ewa Merz
Eawag
Überlandstrasse 133
CH-8600 Dübendorf
ewa.merz@eawag.ch
Tel: +41 (0)58 765 57 84
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