24.5.2023: Forschung international
Weniger Bestäubung bedeutet weniger gesunde Lebensmittel
Moins de pollinisation signifie moins d’aliments sains
Matthew R. Smith et al.
Der Rückgang der Bestäubungsleistung hat schätzungsweise zu einem Verlust von 3 bis 5 % der weltweiten Obst-, Gemüse- und Nussproduktion geführt. Damit einher geht ein Verlust des Verzehrs gesunder Lebensmittel, was zu schätzungsweise 427 000 zusätzlichen Todesfällen pro Jahr geführt haben könnte (infolge der damit verbundenen Krankheiten wie Herzprobleme, Schlaganfall, Diabetes und bestimmte Krebsarten). Der Verlust von Bestäubern beeinflusst somit die globale Gesundheit im gleichen Mass wie Prostatakrebs oder Drogenmissbrauch.
On estime que le recul de la pollinisation a conduit à une perte de 3 à 5 % de la production mondiale de fruits, de légumes et de noix. Cela s’accompagne d’une perte de consommation d’aliments sains, ce qui pourrait selon les estimations avoir entraîné 427 000 décès supplémentaires par an (par suite des maladies associées telles que les problèmes cardiaques, accidents vasculaires cérébraux, diabète et certains types de cancer). La perte de pollinisation a donc une incidence sur la santé mondiale dans la même mesure que le cancer de la prostate ou la toxicomanie.
Weltweit gibt es rund 200 000 bestäubende Insektenarten, 35 % der von Menschen konsumierten Nahrungsmittelmenge hängt von ihnen ab. Weil bestäubende Insekten immer weniger werden, geht die weltweite Ernte an Obst, Gemüse und Nüssen zurück. Dadurch verschlechtert sich die Nahrungsmittelversorgung. Was das für die Gesundheit der betroffenen Menschen bedeutet, haben Forschende erstmals quantifiziert. Sie schätzen, dass weltweit 4,7 % der Obsternte, 3,2 % der Gemüseernte und 4,7 % der Produktion an Nüssen verloren gehen. Dazu haben sie Daten aus 156 Ländern ausgewertet. Um abzubilden, wie sich diese Verluste auf die globalen Warenströme und die Ernährung auswirken, nutzten sie ein ökonomisches Modell. Die Ergebnisse kombinierten sie mit Gesundheitsdaten, um die Zahl vorzeitiger Todesfälle abzuschätzen.
Ihre Berechnungen zeigen, dass weltweit rund 427 000 vorzeitige Todesfälle auf den Rückgang der Bestäuber zurückzuführen sind. Herzkrankheiten, Schlaganfälle, Diabetes und einige Krebsarten nehmen bei schlechterer Ernährung zu oder führen häufiger zum Tod. Damit beeinflusse der Verlust von Bestäubern die globale Gesundheit im gleichen Mass wie Prostatakrebs oder Drogenmissbrauch.
Gesundheitlich am stärksten betroffen sind Länder mit mittlerem Einkommen wie China, Indien, Russland und Indonesien. Dort gibt es bereits viele Herzkrankheiten, Schlaganfälle und Krebserkrankungen, die mit ungesunder Ernährung, Rauchen und Bewegungsmangel in Verbindung gebracht werden. Jetzt kommt das sinkende Angebot gesunder Lebensmittel dazu.
Der Verlust von bestäubenden Insekten wirkt sich in den Anbauländern selbst zwar am stärksten aus. In den einkommensschwächsten Ländern sind die gesundheitlichen Folgen jedoch am geringsten. Ernährungsbedingte Herzkrankheiten und Schlaganfälle sind dort seltener. Am wenigsten betroffen vom schrumpfenden Angebot und dadurch steigenden Preisen sind Menschen in wohlhabenderen Ländern.
Quelle: Infosperber und eurekalert.org
Keywords:
Bestäuber, Gesundheit, Nahrungsmittel
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
Smith M.R. et al. (2022): Pollinator Deficits, Food Consumption, and Consequences for Human Health: A Modeling Study. Environmental Health Perspectives 130(12), 127003. DOI: 10.1289/EHP10947
Link zur Studie (freier Zugang)
msmith@hsph.harvard.edu
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