29.7.2005: Forschung CH

Hintergründe zur Befürwortung und Ablehnung von Wildnisgebieten




Karin Wasem

Welche Faktoren wirken sich fördernd oder hemmend auf die Akzeptanz von Wildnisgebieten aus? Eine Untersuchung kommt zum Schluss, dass sich insbesondere mangelhafte Informationen, Verständigungsprobleme und Perspektivendivergenzen als problematisch erweisen.


Die Ausweisung von Wildnisgebieten ist oft verbunden mit Veränderungen der Zugangs- und Nutzungsmöglichkeiten für die Bevölkerung. Eine erfolgreiche Ausweisung hängt daher in besonderem Masse von der Akzeptanz der lokalen Bevölkerung ab. Diese wird zum einen durch die Grundeinstellung der Bevölkerung zu Natur, Wildnis und Verwilderung, zum anderen durch räumliche Faktoren bei der konkreten Realisierung der Wildnisgebiete beeinflusst. Unter Wildnis wird in der vorliegenden Arbeit vor allem die «sekundäre Wildnis» verstanden, welche sich einstellt, wenn bisherige menschliche Eingriffe und Nutzungen aufgehoben sowie störende Strukturen beseitigt werden.
Ziel dieser Untersuchung war es, Faktoren aufzuzeigen, welche sich fördernd oder hemmend auf die Akzeptanz von Wildnisgebieten auswirken. Diese Faktoren wurden ermittelt, indem anhand zweier Fallgebiete problemzentrierte Interviews mit der lokalen Bevölkerung durchgeführt wurden. Die Erhebung und Auswertung der Daten orientierte sich an der «Grounded Theory» von Glaser und Strauss (1998) und führte zur Bildung einer Typologie des Mensch-Wildnis-Verhältnisses, die drei Argumentationsmuster in Bezug auf die Haltungen zu Verwilderung beschreibt: die «konservativen Wildnisgegner», die «erlebnisorientierten Wildnisgegner» und die «Wildnisbefürworter».
Die Ergebnisse zum Vorgehen der Behörden bei der Planung und Umsetzung der Wildnisgebiete weisen auf die Notwendigkeit einer partizipativen und den lokalen Gegebenheiten angepassten Ausweisung von Wildnisgebieten hin. Sie machen deutlich, dass Störungen in der Kommunikation und in sozialen Interaktionen die Bildung von Akzeptanz stark behindern können. Insbesondere mangelhafte Informationen, Verständigungsprobleme und Perspektivendivergenzen erweisen sich als problematisch.
Es werden folgende Handlungsempfehlungen gegeben: Die unterschiedlichen Nutzungsansprüche der verschiedenen Idealtypen sollten ernst genommen und beispielsweise in Form einer Zonierung der Wildnisgebiete, welche unterschiedliche Zugangs- und Nutzungsmöglichkeiten mit sich bringt, angegangen werden. Der Einsatz von professionell ausgebildeten Kommunikationsberatern oder von Schlüsselpersonen könnte das Vertrauen der Bevölkerung erhöhen. Die Schaffung kooperationsfördernder Mitsprachemöglichkeiten würde es zudem erlauben, die Wünsche, Vorstellungen und Bedürfnisse der Bevölkerung frühzeitig in den Planungsprozess der Wildnisgebiete einfliessen zu lassen.

Keywords:
Akzeptanz, Wildnisgebiete, Einstellung, qualitative Methoden, Interview

Art der Publikation:
Diplomarbeit

Literatur:
Wasem, K. (2002): Akzeptanz von Wildnisgebieten. Hintergründe zur Befürwortung und Ablehnung von Wildnisgebieten, dargestellt an den Fallbeispielen Naturlandschaft Sihlwald und Auenschutzpark Aargau. Diplomarbeit am Geografischen Institut der Universität Zürich.
http://www.ftl.hsr.ch/framesets/f_publikationen.htm

Kontaktadresse:
Karin Wasem, Hochschule für Technik Rapperswil, Forschungsstelle für Freizeit, Tourismus und Landschaft, Oberseestrasse 10, Postfach 1475, CH-8640 Rapperswil

karin.wasem@hsr.ch
Tel: +41 (0)55 222 47 94
Fax: +41 (0)55 222 44 00

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