29.3.2023: Forschung international

Globale Insektenvielfalt nicht ausreichend durch Schutzgebiete abgedeckt

Les zones protégées ne couvrent pas suffisamment la diversité mondiale des insectes



Shawan Chowdhury et al.

76 Prozent der weltweit bekannten en Insektenarten profitieren nur unzureichend vom aktuell bestehenden Schutzgebietssystem. Insekten sollten bei der zukünftigen Ausweitung und Neuausweisung von Schutzgebieten viel stärker berücksichtigt werden.

76 pour cent des espèces d’insectes connues dans le monde ne bénéficient pas suffisamment du système actuel des zones protégées. Les insectes devraient être nettement plus pris en compte lors de l’extension de zones protégées ou de la création de nouvelles.


Über 80 Prozent aller Tierarten sind Insekten. Diese Artengruppe spielt in fast allen Ökosystemen eine entscheidende Rolle. Insekten bestäuben über 80 Prozent der Pflanzen, haben eine Schlüsselfunktion im natürlichen Nährstoffkreislauf und bei der Schädlingsbekämpfung und dienen Tausenden von Wirbeltierarten als wichtige Nahrungsquelle.
Um festzustellen, welcher Anteil der Insektenarten weltweit von Schutzgebieten profitieren, hat ein australisches Forschungsteam die Daten von 89‘151 Insektenarten, deren Verbreitung in der grössten Biodiversitätsdatenbank – der Global Biodiversity Information Facility GBIF – registriert ist, mit globalen Karten von Schutzgebieten abgeglichen. Einen Anhaltspunkt für eine ausreichende Abdeckung von Arten durch Schutzgebiete bieten die Globalen Standards der IUCN für die Identifizierung von Schlüsselgebieten der biologischen Vielfalt (Key Biodiversity Areas).
Das Forschungsteam stellte fest, dass 76 Prozent der weltweit erfassten Insektenarten nur unzureichend in Schutzgebieten vertreten sind, darunter viele stark bedrohte Arten. Bei 1876 Arten aus 225 Familien überschneiden sich die weltweiten Verbreitungsgebiete überhaupt nicht mit Schutzgebieten. Dieses Ausmass der Unterrepräsentation ist überraschend, denn ein Grossteil der Insektendaten stammt aus Schutzgebieten. Das Defizit ist deutlich grösser als bei den Wirbeltieren, bei denen eine ähnliche Analyse eine unzureichende Schutzgebietsabdeckung für 57 Prozent der Arten ergeben hat.
Insekten sind in einigen Regionen besser geschützt als in anderen, beispielsweise in Amazonien, Süd- und Mittelamerika, Afrika südlich der Sahara, Westaustralien und auch Mitteleuropa. In Nordamerika, Osteuropa, Süd- und Südostasien sowie weiten Teilen Australiens hingegen ist der Schutz durch Schutzgebiete für viele Arten unzureichend.
Die Mitgliedsstaaten des UN-Übereinkommens über die biologische Vielfalt (CBD) haben kürzlich ein neues globales Rahmenwerk für die biologische Vielfalt verabschiedet. Das Ziel 3 ruft dazu auf, mindestens 30 Prozent der Land-, Binnengewässer-, Küsten- und Meeresflächen durch Schutzgebiete effektiv zu erhalten. Nach Ansicht der Autorinnen und Autoren sollten Insekten bei der Auswahl und Planung neuer Gebiete viel stärker als bisher berücksichtigt werden.

Quelle: idiv.de

Keywords:
Insekten, Schutzgebiete, Repräsentativität

Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
Chowdhury, S. et al. (2023): Three quarters of insect species are insufficiently represented by protected areas. One Earth. doi.org/10.1016/j.oneear.2022.12.003

Link zur Studie (eingeschränkter Zugang)

Kontaktadresse:
Shawan Chowdhury
Deutsches Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig
Friedrich-Schiller-Universität Jena
Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ)
Puschstrasse 4
D-04103 Leipzig

shawan.chowdhury@idiv.de
Tel: +49 (0)341 9733178


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