7.2.2023: Forschung international

Vegetationsfreie Flächen fördern bodennistende Wildbienen

Les surfaces sans végétation favorisent les abeilles sauvages qui nichent au sol



Hanna Gardein, Yvonne Fabian, Catrin Westphal, Teja Tscharntke und Annika Hass

Die allermeisten Wildbienenarten nisten im Boden. Wie diese Arten gefördert werden können, liegt jedoch vielfach im Dunkeln. In artenreichen Kalkmagerrasen ist die kleinräumige Entfernung der Vegetation eine sehr effektive Methode, um die Nistaktivität zu erhöhen, vor allem bei angrenzendem, hohem Blütenreichtum.

La plupart des espèces d’abeilles sauvages nichent dans le sol. La manière dont ces espèces peuvent être favorisées reste peu claire. Dans les prairies maigres sur sol calcaire riches en espèces, l’élimination de la végétation à petite échelle est une méthode très efficace pour augmenter l’activité de nidification, surtout si la flore à proximité est très riche.


Für die Förderung von Wildbienen sind neben einem reichhaltigen Blütenangebot geeignete Nistplätze von zentraler Bedeutung. Von den knapp 600 Wildbienenarten in Deutschland nisten 75 Prozent im Boden. Bislang wurden aber vor allem die Nistansprüche jener Wildbienenarten untersucht, die ihre Eier in oberirdische Hohlräume ablegen.
Eine Untersuchung in Kalkmagerrasen in Deutschland hat sich dieser Wissenslücke angenommen.
Für die Studie wählten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler acht artenreiche Kalkmagerrasen rund um Göttingen aus. Das Forschungsteam entfernte auf jedem Kalkmagerrasen an drei Stellen (je 1 m2) die Vegetationsdecke. Diese vegetationsfreien Stellen wurden sehr schnell von den Bienen für ihre Nistaktivität angenommen. Insgesamt war die Anzahl der Bienennester auf den 24 Untersuchungsflächen im Vergleich zu den Kontrollflächen vierzehnmal höher.
Die kleinräumige Entfernung der Vegetationsdecke ist demnach eine einfach umzusetzende und effektive Massnahme, um zur Förderung von bodennistenden Wildbienen beizutragen. Aus der Studie lassen sich zudem konkrete Empfehlungen zur Anlage solcher Flächen ableiten: Die Offenbodenstrukturen sollten bevorzugt an warmen, besonnten Hängen angelegt werden. An solchen Stellen wurde eine besonders hohe Besiedlung festgestellt. Die Wildbienen bevorzugten zudem Nistplätze, die direkt an Flächen mit hohem Blütenreichtum angrenzen.
Die Bedeutung von offenen Bodenflächen für Wildbienen konnte auch durch den Vergleich der acht Kalkmagerrasen bestätigt werden: Es wurden mehr Wildbienen auf jenen Kalkmagerrasen erfasst, die mehr Offenbodenstrukturen und Blühressourcen auf der gesamten Fläche aufwiesen.

Quelle: uni-goettingen.de


Keywords:
Wildbienen, Offenboden, Nistplätze, Trockenwiesen und -weiden, Artenförderung

Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
Gardein H., Fabian Y., Westphal C., Tscharntke T., Hass A. (2022): Ground-nesting bees prefer bare ground areas on calcareous grasslands. Global Ecology and Conservation, 39, e02289.

Link zur Studie (freier Zugang):

Kontaktadresse:
Dr. Annika Hass
Georg-August-Universität Göttingen
Abteilung Funktionale Agrobiodiversität
Grisebachstraße 6
D-37077 Göttingen

ahass@gwdg.de
Tel: +49 (0)551 39 22157


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