7.2.2023: Forschung CH
Klimawandel verändert die Insektenfauna in der Schweiz
Le changement climatique modifie l’entomofaune de Suisse
Felix Neff et al.
Die Verbreitung von Insekten in der Schweiz hat sich in den letzten 40 Jahren verändert. Für viele Arten nahm sie zu, für fast gleich viele ab. Vor allem kälteliebende, spezialisierte und seltene Arten sind heute weniger verbreitet. Gleichzeitige Veränderungen des Klimas und der Landnutzung können besonders nachteilig sein.
La distribution des insectes en Suisse a évolué au cours des 40 dernières années. Pour de nombreuses espèces, elle a augmenté ; pour presque autant d’autres, elle a diminué. Ce sont surtout les espèces spécialisées, adaptées au froid et rares, qui sont aujourd’hui moins répandues. Les changements du climat et d’utilisation du sol peuvent être particulièrement néfastes.
Verschiedene Studien im In- und Ausland geben Anlass zur Sorge, dass die Insektenfauna stark unter dem Klima- und Landnutzungswandel leidet («Insektensterben»). Gestützt auf 1,5 Millionen Fundmeldungen aus der Datenbank von info fauna, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Fauna, analysierten Forschende Veränderungen in der Verbreitung von 390 Insektenarten (Tagfalter, Heuschrecken, Libellen) in der Schweiz für den Zeitraum 1980–2020. Es konnte kein genereller Rückgang über alle untersuchten Arten festgestellt werden, aber das Verbreitungsareal der einzelnen Arten hat sich erheblich verändert. Die Arten, welche sich am stärksten ausgebreitet haben, konnten ihren Lebensraum im Schnitt um über 70% vergrössern. Jene Arten, die am stärksten zurückgingen, verloren durchschnittlich knapp 60% ihres Verbreitungsgebiets.
Zu den Verlierern gehören insbesondere spezialisierte, kälteliebende Arten aus den Voralpen und Alpen. Wärmeliebende Arten aus dem Tiefland konnten ihre Verbreitungsgebiete erhalten oder ausweiten. Gleichzeitig wurden seltene Arten noch seltener und häufige Arten haben sich weiter ausgebreitet, was auf eine Homogenisierung der Zusammensetzung von Insektengemeinschaften hinweist.
Die Klimaerwärmung erklärt viele der langfristigen Trends in der Verbreitung der Insektenarten. Die kurzfristigen Veränderungen über kürzere Zeiträume von fünf Jahren konnten sowohl mit Veränderungen im Klima als auch in der regionalen Landnutzung in Verbindung gebracht werden. Teilweise unterschieden sich diese Zusammenhänge zwischen verschiedenen Höhenlagen. Beispielsweise hatte die Intensivierung der Grünlandnutzung besonders in höheren Lagen negative Trends bei den Insekten zur Folge. Weiter deuten die Ergebnisse darauf hin, dass gleichzeitige Klima- und Landnutzungsveränderungen besonders ungünstig sein können. Zum Beispiel scheint sich die Intensivierung der Grünlandnutzung vor allem bei zunehmender Sommertrockenheit negativ auf Insekten auszuwirken.
Quelle: Agroscope
Keywords:
Insekten, Klimawandel, Landnutzung, Biodiversitätstrends, Zeitreihen, Datenbank
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
Neff F. et al. (2022): Different roles of concurring climate and regional land-use changes in past 40 years insect trends, Nature Communications 13(1), 7611. doi.org/10.1038/s41467-022-35223-3
https://www.agroscope.admin.ch/agroscope/en/home/topics/environment-resources/biodiversity-landscape/research-projects/insect.html
Link zur Studie (PDF)
Kontaktadresse:
Felix Neff
Agroscope
Agrarlandschaft und Biodiversität
Reckenholzstrasse 191
CH-8046 Zürich
mail@felixneff.ch
Tel: +41 (0)58 463 54 20
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