7.2.2023: Forschung CH
Lokales Langzeitmonitoring zeigt positiven Trend bei Arthropoden
Tendance positive chez les arthropodes dans le monitoring local à long terme
Julia Fürst, Kurt Bollmann, Martin M. Gossner, Peter Duelli und Martin K. Obrist
In einem landwirtschaftlich geprägten Untersuchungsgebiet im Schweizer Mittelland wurde die Arthropodenfauna 1987, 1997 und 2019 erhoben. Im letzten Untersuchungsjahr waren Biomasse, Individuenzahl und Artenvielfalt höher als in den beiden vorangegangenen Erhebungen. Mehrere Faktoren dürften zu diesen Resultaten beigetragen haben.
La faune des arthropodes a été recensée sur le Plateau suisse en 1987, 1997 et 2019 dans une zone d’étude essentiellement agricole. Lors de la dernière année d’étude, la biomasse, le nombre d’individus et la diversité des espèces étaient plus élevés que lors des deux relevés précédents. Plusieurs facteurs ont certainement contribué à ces résultats.
Verschiedene Studien haben grosse Verluste an Arthropoden nachgewiesen, insbesondere in Bezug auf die Biomasse. Das «Insektensterben» gibt Anlass zu grosser Besorgnis. Um die Ursachen des Rückgangs zu verstehen, braucht es Langzeitstudien, die jedoch selten sind.
Im Limpachtal (Kt. BE und SO), einer Agrarlandschaft im Schweizer Mitteland, wurden während 32 Jahren wiederholt Arthropoden beprobt (1987, 1997, 2019). Die Probenahme umfasste acht Untersuchungsstandorte in einem fünf Quadratkilometer grossen Landschaftsausschnitt in vier verschiedenen naturnahen oder landwirtschaftlichen Lebensraumtypen. In den Untersuchungsjahren wurden während jeweils 10 Wochen vier verschiedene Fallentypen eingesetzt (Boden-, Fenster-, Gelbeimer-, und Kombifallen), mit denen sowohl fliegende als auch bodenbewohnende Arten erfasst wurden.
Insgesamt wurden 58 448 Individuen von 1343 verschiedenen Arten nachgewiesen. Die durchschnittliche Arthropoden-Biomasse, die Individuenzahl und die Artenvielfalt pro Falle waren 2019 höher als in den beiden älteren Untersuchungen. Auch die Artenvielfalt über alle Untersuchungsstandorte gesehen war im Jahr 2019 am höchsten. Die Forschenden sehen drei mögliche Hauptfaktoren, die zu der beobachteten positiven oder zumindest stabilen Entwicklung beigetragen haben:
> Erstens hat sich die Lebensraumqualität seit 1993, also sechs Jahre nach der ersten Probenahme, durch die Einführung der Ökomassnahmen verbessert.
> Zweitens blieb die Landschaftsqualität stabil, und der Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln war über den gesamten Untersuchungszeitraum konstant.
> Drittens könnte die Klimaerwärmung die Einwanderung und Zunahme wärmeangepasster Arten begünstigt haben.
Die Studie deutet darauf hin, dass die Einrichtung und extensive Bewirtschaftung von ökologischen Ausgleichsflächen in einer heterogenen Agrarlandschaft den Arthropoden nützt und zu einer stabilen oder sogar erhöhten Häufigkeit, Biomasse und Vielfalt beitragen kann.
Die Forschenden betonen, dass von dieser Studie in einem einzelnen Untersuchungsgebiet keine generellen Trends für die Arthropodenfauna abgeleitet werden können. Auch die Ausgangssituation um 1990 müsse berücksichtigen werden: Wenn die Arthropodengemeinschaft schon stark beeinträchtigt war, sind positive Trends leichter zu erreichen. Veränderungen in Arthropodengemeinschaften sind zudem stark kontextabhängig und komplex.
Quelle: Journal of Insect Conservation
Keywords:
Insekten, Biodiversitätsförderflächen, Landwirtschaft
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
Fürst J., Bollmann K., Gossner M. M., Duelli P., Obrist M. K. (2022): Increased arthropod biomass, abundance and species richness in an agricultural landscape after 32 years. Journal of Insect Conservation. doi.org/10.1007/s10841-022-00445-9
Link zur Studie (freier Zugang)
Kontaktadresse:
Martin Obrist
Eidg. Forschungsanstalt WSL
Zürcherstrasse 111
CH-8903 Birmensdorf
martin.obrist@wsl.ch
Tel: +41 (0)44 739 24 66
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