13.12.2022: Forschung CH
Zunahme der häufigen Pflanzenarten in der Schweiz: Insektenbestäubte Arten legen weniger stark zu
Expansion des espèces végétales fréquentes en Suisse : les espèces pollinisées par les insectes progressent moins vite
Stefan Abrahamczyk et al.
Daten des Biodiversitätsmonitorings Schweiz (BDM) zeigen seit Messbeginn im Jahr 2001 Verbreitungszunahmen bei vielen häufigen Pflanzenarten. Diese Zunahmen sind stärker ausgeprägt bei windbestäubten Arten sowie bei jenen Arten, die sich selbst bestäuben können. Insektenbestäubte Arten mit spezialisierterer Bestäubungsökologie legen hingegen weniger stark zu.
Les données du Monitoring de la biodiversité en Suisse (MBD) montrent une augmentation de l’aire de répartition de nombreuses espèces végétales communes depuis le début des mesures en 2001. Ces progressions sont plus marquées parmi les espèces pollinisées par le vent et celles qui peuvent se polliniser elles-mêmes. En revanche, les espèces pollinisées par les insectes dont l’écologie de pollinisation est plus spécialisée, progressent moins fortement.
Der Verlust von Lebensräumen und deren Qualität hat in weiten Teilen Europas zu einem drastischen Rückgang der Artenvielfalt von Pflanzen sowie zu starken Veränderungen in der Zusammensetzung der Artengemeinschaften geführt. Einzelne Studien deuten darauf hin, dass dieser Trend seit den späten 1990er Jahren regional gestoppt oder sogar umgekehrt werden konnte. Mögliche Ursachen sind nebst dem Klimawandel und der Ausbreitung wärmeliebender Arten auch die positiven Effekte von Massnahmen zugunsten der Biodiversität im Landwirtschaftsland, im Wald und im Siedlungsgebiet. Das Biodiversitätsmonitoring Schweiz (BDM) kann seit Messbeginn 2001 einen Aufwärtstrend bei den häufigen und mittelhäufigen Arten und bei der funktionellen Diversität feststellen.
Erstmals haben Forscher die reproduktiven Merkmale dieser Pflanzenarten mitberücksichtigt. Es zeigte sich, dass die Zunahmen nicht gleichmässig über die funktionellen Bestäubungsgruppen erfolgen: Windbestäubte und selbst-kompatible Pflanzenarten (darunter viele Gräser) legen deutlich stärker zu als insektenbestäubte Arten mit spezialisierter Bestäubungsökologie. Die vermeintlich positive Entwicklung geht einher mit einer Homogenisierung der Artengemeinschaften. Die Studie relativiert somit die positiven Entwicklungstrends. Um die Situation für spezialisierte Pflanzen- und Insektenarten zu verbessern, sollte der Fokus künftiger Massnahmen zur Förderung der Biodiversität stärker deren komplexe Interaktionen und Abhängigkeiten berücksichtigen.
Quelle: BMC Ecology and Evolution
Keywords:
Pflanzenvielfalt, Insekten, Biodiversitätstrend, Bestäubung, Funktionelle Diversität, BDM
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
Abrahamczyk S. et al. (2022): Temporal changes in the Swiss flora: implications for flower-visiting insects. BMC Ecology and Evolution 22(1), 1-9.
Link zur Studie (freier Zugang)
Kontaktadresse:
Stefan Abrahamczyk
Staatliches Museum für Naturkunde Stuttgart
Rosenstein 1
D-70191 Stuttgart
stefan.abrahamczyk@uni-bonn.de
Tel: +49 (0)711 8936 212
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