16.11.2022: Forschung international

Wie sich die Gelbbauchunke in stark gestörten Lebensräumen behauptet

Comment le sonneur à ventre jaune se maintient dans des habitats fortement perturbés



Hugo Cayuela et al.

Gelbbauchunken leiden unter der modernen Landnutzung. In stark von Menschen veränderten Gebieten überleben adulte Tiere weniger gut, aber sie machen dies durch eine erhöhte Zahl von Nachkommen wett. Dieser Mechanismus erlaubt es den Unken, negative Effekte der Landnutzung auf die Adulten auszugleichen, so dass Populationen in stark gestörten Umgebungen überleben.

Les sonneurs à ventre jaune souffrent de l’utilisation moderne des terres. Dans les zones fortement modifiées par l’homme, les adultes survivent moins bien, mais ils y pallient par une augmentation du nombre de descendants. Ce mécanisme permet au crapaud de compenser les effets négatifs de l’utilisation du sol sur les adultes, permettant aux populations de survivre dans des environnements fortement perturbés.


Die sinkende ökologische Qualität von Lebensräumen trägt wesentlich zum weltweiten Rückgang der biologischen Vielfalt bei. Einige Arten können allerdings mit den negativen Einflüssen umgehen – selbst wenn Landschaften tiefgreifend verändert werden. So ist beispielsweise die Landschaft in der Schweiz keine Naturlandschaft mehr, sondern eine Kulturlandschaft, in welcher die Arten in vom Menschen geschaffenen Lebensräume leben müssen. Eine Möglichkeit, negative Einflüsse abzufedern, ist die sogenannt «kompensatorische Rekrutierung». Dabei wird eine geringere Überlebensrate im Erwachsenenalter durch eine erhöhte Zahl von Jungtieren kompensiert.
Forschende haben bei der Gelbbauchunke die kompensatorische Rekrutierung untersucht. Die Amphibienart bewohnt ein breites Spektrum an natürlichen und anthropogenen Lebensräumen. Anhand eines Datensatzes mit 21‘714 Individuen aus 67 Populationen aus ganz Europa konnten die Forschenden zeigen, dass Tiere in anthropogenen Lebensräumen eine geringere Überlebensrate bei erwachsenen Tieren aufweisen, aber auch eine beschleunigte Alterung und kürzere Generationszeiten.
Insgesamt betrachtet wird die erhöhte Sterblichkeit durch die Erhöhung der Zahl der Jungtiere kompensiert. Der Mechanismus spielt auch in aktiven Kiesgruben und in Wäldern mit intensiver Forstwirtschaft. Durch die Kompensation der hohen Sterblichkeit der Adulten durch eine erhöhte Produktion von Jungtieren können Populationen auch in vom Menschen geprägten Lebensräumen stabil bleiben.
Für den Naturschutz bedeutet diese Erkenntnis, dass ein grosses Augenmerk auf die Schaffung und Erhaltung qualitativ hochwertiger Teiche als Fortpflanzungsgewässer gelegt werden muss. Im Fall der Gelbbauchunke sind dies kleine Tümpel, die im Herbst jeweils austrocknen.

Quelle: PNAS

Keywords:
Gelbbauchunke, kompensatorische Rekrutierung, Sterblichkeitsrate

Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
Cayuela H. et al. (2022): Compensatory recruitment allows amphibian population persistence in anthropogenic habitats. PNAS 119 (38). DOI: 10.1073/pnas.2206805119


Link zur Studie (eingeschränkter Zugang)

Kontaktadresse:
Benedikt Schmidt
info fauna karch
Bellevaux 51
CH-2000 Neuchâtel
benedikt.schmidt@infofauna.ch


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