16.11.2022: weitere Publikationen
Mahdgutübertragung führt zu artenreichen Wiesen
Des prairies riches en espèces grâce à la fleur de foin
Wolfgang Bischoff
Die Mahdgutübertragung als Methode zur Aufwertung artenarmer Wiesen wird in der Schweizer Landwirtschaft nur in geringem Ausmass angewandt, obwohl gemäss Direktzahlungsverordnung Direktbegrünungsmethoden den standardisierten Samenmischungen vorzuziehen wären. Dabei sind Mahdgutübertragungen im Vergleich zu Ansaaten mit Standardsaatgut viel erfolgreicher. Die daraus entstehenden Wiesen weisen nicht nur signifikant höhere Artenzahlen auf, sondern auch eine deutlich höhere Anzahl von Arten, die auf eine hohe ökologische Lebensraumqualität hindeuten.
Le transport du foin comme méthode de revalorisation des prairies pauvres en espèces, n’est que peu utilisé dans l’agriculture suisse, alors même que selon l’ordonnance sur les paiements directs, les méthodes d’ensemencement direct sont préférables aux mélanges de semences standards. En outre, l’utilisation de fleur de foin est beaucoup plus efficace que celle de semences standards. Les prairies qui en résultent présentent non seulement un nombre d’espèces significativement plus élevé, mais également un nombre nettement plus élevé d’espèces indicatrices d’un habitat avec une haute qualité écologique.
Rund zwei Drittel der extensiv genutzten Wiesen in tiefen Lagen bis hin zur Bergzone II weisen eine geringe ökologische Qualität auf. Um dem entgegenzuwirken, werden jährlich mehrere hundert Hektaren extensiv genutztes Grünland durch Ansaaten mit artenreichem Saatgut aufgewertet. Dies geschieht in der Landwirtschaft meist mit standardisiertem Saatgut oder seltener in Form von Direktbegrünungen. Bei der Direktbegrünung wird das Saatgut nicht durch Zwischenvermehrung produziert, sondern direkt in Pflanzenbeständen (Spenderflächen) geerntet und auf einer Ansaatfläche (Empfängerfläche) ausgebracht. Die häufigste Direktbegrünungsmethode in der Landwirtschaft ist die Mahdgutübertragung. Die Blumenwiesen werden zur Samenreife geschnitten und das Mahdgut direkt auf die anzusäende Fläche übertragen. Obwohl Direktbegrünungsmethoden gemäss Direktzahlungsverordnung standardisierten Samenmischungen vorzuziehen sind, machen Direktbegrünungen schweizweit nur einen marginalen Teil der jährlich getätigten Ansaaten von extensiv genutzten Wiesen aus.
Ein Grund für die zurückhaltende Anwendung der Methode könnten zwei Befürchtungen sein: 1. Die Mahdgutübertragungen führen nicht zu einer ökologischen Qualität (QII) gemäss Direktzahlungsverordnung; 2. Mit Mahdgutübertragungen steigt der Anteil problematischer Arten in der neu angesäten Wiese. Eine Feldstudie widerlegt nun diese beiden Befürchtungen. Bei 13 Mahdgutübertragungen zeigte sich im dritten Jahr nach der Ansaat im Vergleich zu Ansaaten mit Standardsaatgut nicht nur eine signifikant höhere Anzahl Pflanzenarten, sondern auch eine signifikant höhere Anzahl Pflanzenarten der Kategorie QII (Zeigerarten für ökologische Qualität gemäss Direktzahlungsverordnung). Die Mahdgutübertragung ist somit ein probates Mittel, um die Kriterien dieser Qualitätsstufe II zu erreichen. Die Mahdgutübertragungen wiesen zudem in ihrer Gesamtheit eine grössere Palette von Arten und eine grössere Heterogenität der Artenzusammensetzung zwischen den verschiedenen Flächen auf als die Ansaaten mit standardisierten Mischungen. Interessant sind auch die Resultate zu den invasiven Neophyten oder potenziell problematischen Arten. Solche kamen in der Feldstudie in Mahdgutübertragungswiesen statistisch nicht häufiger vor als in Wiesen, die mit Standardsaatgut angesät wurden.
Direktbegrünungen sind somit besser als ihr Ruf und ein wichtiges Instrument, um die Vielfalt der Arten und deren genetischer Reichtum in Wiesen zu erhalten und zu fördern.
Quelle: naturschutzlösungen
Keywords:
Mahdgutübertragung, Saatgut, artenreiche Wiesen, ökologische Qualität
Art der Publikation:
Bericht
Literatur:
Bischoff W. (2022): Blumenwiesenansaaten mit dem Mahdgutübertragungsverfahren, Standardsaatgut und Spezialsaatgut: ein Vergleich. Bericht zur Erfolgskontrolle von Mahdgutübertragungen im Rahmen des Projekts Regio Flora im Auftrag von Pro Natura. 23 S.
Link zum Bericht
Kontaktadresse:
Wolfgang Bischoff
Naturschutzlösungen
Klaraweg 2
CH-3006 Bern
mail@naturschutzloesungen.ch
Tel: +41 (0)76 559 57 57
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