30.9.2022: Forschung CH
Positive Auswirkungen von gebietsfremden Arten berücksichtigen
Prendre en compte les effets positifs des espèces exotiques
Giovanni Vimercati et al.
Eingeführte gebietsfremde Arten werden oft pauschal als Gefährdung für die lokale Biodiversität betrachtet. Hier ist allerdings eine differenzierte Betrachtung erforderlich. Die neue Klassifizierungsmethode EICAT+ berücksichtigt auch die positiven Auswirkungen von nichtheimischen Arten.
Les espèces exotiques introduites sont souvent considérées globalement comme une menace pour la biodiversité locale. Le tableau doit cependant être nuancé. La nouvelle méthodologie de classification, baptisée EICAT+, prend également en compte les impacts positifs de ces espèces non indigènes.
Tigermücke, Rotwangen-Schmuckschildkröte, Quagga-Dreikantmuschel, Traubenkraut, Japanischer Staudenknöterich – eingeführte gebietsfremde Arten sorgen oft für Schlagzeilen. Viele von ihnen stellen eine Bedrohung dar für die lokale Tier- und Pflanzenwelt; in diesen Fall werden sie als «invasiv» bezeichnet. Ein Beispiel ist der Kamberkrebs, ein aus Nordamerika stammender Flusskrebs, der seinen einheimischen Verwandten (den Edelkrebs) inzwischen fast vollständig verdrängt hat.
Die Weltnaturschutzorganisation IUCN hat 2020 ein System zur Klassifizierung gebietsfremder Arten eingeführt (EICAT, Environmental Impact Classification of Alien Taxa). Mit dieser Methode lassen sich gebietsfremde Arten einfach und objektiv nach der Art und dem Ausmass ihrer Auswirkungen klassifizieren. Dieses Klassifizierungssystem berücksichtigt allerdings nur negative Auswirkungen. Gewisse gebietsfremde Arten können aber auch positive Effekte auf die lokale Biodiversität haben, wenn diese beispielsweise Nahrung, Lebensraum oder Samenverbreiter für selten gewordene einheimische Arten sind. Um derartige positive Auswirkungen, die bisher vernachlässigt wurden, mitzuberücksichtigen, haben Forschende ein neues Instrument zur Klassifizierung entwickelt: EICAT+. Das Instrument soll Fachleuten im Bereich Naturschutz sowie der Politik als Hilfe zur Beurteilung der Auswirkungen gebietsfremder Arten auf die lokale Umwelt dienen.
EICAT+ beurteilt die Auswirkungen gebietsfremder Arten anhand von fünf Szenarien. So könnte man zum Beispiel die Auswirkung einer gebietsfremden Art als «moderat-positiv (MO+)» bezeichnen, wenn sie die Erhöhung der Population einer heimischen Pflanzen- oder Tierart begünstigt. Und wird damit gar ein Aussterben verhindert, könnte man die positive Auswirkung auch als «massiv-positiv» (MV+) einstufen.
EICAT+ ist auf verschiedenen räumlichen Skalen von lokal bis global sowie auf sämtliche Lebensformen (Tier-, Planzen und Pilzreich) anwendbar. Das neue Klassifizierungssystem trägt dazu bei, Massnahmen zur Bekämpfung gebietsfremder Arten besser zu differenzieren.
Quelle: unifr.ch
Keywords:
Invasive Arten, gebietsfremde Arten, EICAT+
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
Vimercati G. et al. (2022): The EICAT+ framework enables classification of positive impacts of alien taxa on native biodiversity. PLoS biology, 20(8), e3001729.
Link zur Studie (freier Zugang)
Kontaktadresse:
Giovanni Vimercati
University of Fribourg
Department of Biology
PER 23 bu. 2.01
Ch. Du Musée 15
CH-1700 Fribourg
gvimercati@outlook.com
Tel: +41 76 688 06 96
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