30.9.2022: Forschung international

Alte Grasland-Ökosysteme: wertvoll und kaum wiederherstellbar

Anciens écosystèmes herbacés de valeur et presque impossible à restaurer



Elise Buisson et al.

Die Artenvielfalt und Widerstandsfähigkeit von natürlichem Grasland gegenüber Störungen wie Hitze und Dürre ist das Ergebnis langsamer Prozesse, die sich über Hunderte von Jahren erstrecken. Die Annahme, dass sich Grasland ökologisch schnell entwickelt hat und rasch erholt, hat sich als falsch erwiesen. Diese Erkenntnis hat Konsequenzen für den Schutz von altem sowie für die Wiederherstellung von artenreichem Grasland.

La diversité des espèces et la résilience des herbages naturels face aux perturbations telles que la chaleur et la sécheresse, sont le résultat de processus lents qui s’étalent sur des centaines d’années. L’hypothèse selon laquelle les herbages ont rapidement évolué du point de vue écologique et se sont rapidement reconstitués, s’est révélée erronée. Ce constat a des conséquences pour la protection d’anciens herbages riches en espèces ainsi que leur restauration.


Grasland, das fast 40 % der Landökosysteme ausmacht, bietet Lebensraum für eine grosse Vielfalt an Tieren und Pflanzen und trägt zum Lebensunterhalt von über einer Milliarde Menschen weltweit bei. Es spielt zudem eine bedeutende Rolle bei der Kohlenstoffbindung. In den letzten Jahrhunderten wurden allerdings alte Graslandschaften auf der ganzen Welt in Ackerland umgewandelt, mit Bäumen bepflanzt oder überbaut.
Um die Bedeutung der Grasland-Ökosysteme abschätzen zu können, haben Forschende den aktuellen Stand der globalen Graslandforschung, -erhaltung und -wiederherstellung zusammengetragen. Die Analyse zeigt, dass die Zerstörung unberührter Graslandschaften sehr schnell erfolgen kann, die vollständige Wiederherstellung der biologischen Vielfalt von Grasland und der wesentlichen Ökosystemfunktionen jedoch nur langsam oder gar nicht möglich ist. Die Ergebnisse unterstreichen, wie wichtig es ist, die noch verbliebenen unberührten Grünlandflächen der Welt zu erhalten.
Grünland speichert den Grossteil des organischen Materials unterirdisch in den Wurzeln, die bis zu 6 Meter tief reichen können. Darin ist viel Kohlenstoff gespeichert – etwa ein Drittel des gesamten, auf dem Land gespeicherten Kohlenstoffs. Dieser unterirdische Teil ist auch der Schlüssel für die Widerstandsfähigkeit von Grasland gegenüber Bränden und anderen ökologischen Störungen. Durch ihr zum Teil hohes Alter von mehreren Jahrhunderten könnte man analog zu Urwäldern auch von Urgrasland sprechen.
Alte Graslandschaften sind in ihren unterirdischen Strukturen und ihrer Artenvielfalt einzigartig im Vergleich zu neueren, jüngeren Graslandschaften. Und obwohl diese alten Ökosysteme in modernen Landschaften vielleicht nie vollständig nachgebildet werden können, bieten sie ein Modell für Wiederherstellungsmassnahmen. Die Wiederherstellung
von Grünland durch die Ausbringung von Saatgut, Beweidung oder Feuer ist bloss ein erster Schritt in einem langen Prozess. Die Entwicklung der Artenzusammensetzung in Abhängigkeit des Nutzungs- oder Störungsregimes sowie die Wiederherstellung der Bodenprozesse und -eigenschaften brauchen Zeit. Einige Arten können sich kaum von Beginn weg etablieren.

Quelle: eurekalert.org

Keywords:
Grasland, Wiederherstellung, Kohlenstoff, Feuer, Boden

Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
Buisson E. et al. (2022): Ancient grasslands guide ambitious goals in grassland restoration. Science, 377(6606), S. 594-598.


Link zur Studie (eingeschränkter Zugang)

Kontaktadresse:
Katharine N. Suding
University of Colorado
Department of Ecology and Evolutionary Biology
Boulder, CO
USA
suding@colorado.edu


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